Date/Time: to
Location: HS 2010 (EG), GWZ, Beethovenstr. 15, 04107 Leipzig
Event series: Philosophisches Kolloquium

Vortrag im Rahmen des Philosophischen Kolloquiums.

Obwohl es einerseits wohl bekannt ist, dass Emotionen vergehen, kann ihre Vergänglichkeit doch auch rätselhaft sein; so insbesondere im Fall von Trauer. Denn: Trauer hat, wie jede Emotion, einen Grund; in diesem Fall ist der Grund typischerweise der Tod eines geliebten Menschen. Da die Emotion so lange anhalten sollte wie ihr Grund, und da der Tod eine unveränderliche Tatsache ist, scheint es, dass die Trauer, wenn auch die Liebe beständig ist, niemals enden sollte. Aber häufig erleben Menschen, dass ihre Trauer nach einer Weile vergeht. Ebenso mit Freude: Man freut sich über ein Geschenk oder über eine Beförderung, doch auch wenn man beides behalten kann, hält die Freude nicht ewig an. Um dieses Paradoxon aufzulösen, wird in dem Vortrag – nach einer kritischen Diskussion von anderen Vorschlägen – ein neuer Ansatz entwickelt, der den modalzeitlichen Charakter von Emotionen und ihren Gründen betont. Diese Darstellung zeigt, dass der Grund für Emotionen, richtig verstanden, in der Regel eben nicht ewig bestehen bleibt und es deshalb auch nicht unverständlich ist, dass sie vergehen.

Zur Person:

Eva Weber-Guskar ist seit 2019 Professorin für Ethik und Philosophie der Emotionen an der Ruhr-Universität Bochum. Zuvor hatte sie Gast- und Vertretungsprofessuren an der HU und FU Berlin, in Wien, Zürich und Erlangen inne. Sie habilitierte sich 2015 mit einer Arbeit zum Begriff der Menschenwürde an der Georg-August-Universität Göttingen (Würde als Haltung, Mentis 2016). 2007 wurde sie an der FU Berlin promoviert (Die Klarheit der Gefühle. Was es heißt, Emotionen zu verstehen. De Gruyter 2009). Zurzeit arbeitet sie zu Fragen der Zeitlichkeit in Theorien des guten Lebens und zur Ethik der Künstlichen Intelligenz (Gefühle der Zukunft. Wie wir mit emotionaler KI unser Leben verändern. Ullstein 2024).