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Mit einer Recherche des Masterstudiengangs Journalismus der Universität Leipzig hat das Internetradio und Podcast-Label detektor.fm den Deutschen Radiopreis 2021 in der Kategorie „Bester Podcast“ gewonnen. Am 2. September wurde der Preis auf einer Gala in Hamburg verliehen.

In der vierteiligen Mini-Serie „Wie bewaffnet ist Deutschland?“, die im Februar 2021 im täglichen Podcast „Zurück zum Thema“ auf detektor.fm veröffentlicht wurde, geben Journalismus-Studierende einen einzigartigen Einblick in die Arbeit deutscher Waffenbehörden. Mit großem Aufwand hatten die Studierenden Zahlen zum privaten Schusswaffenbesitz bei den 541 Waffenbehörden abgefragt und Missstände und Ungereimtheiten in diesem Feld aufgezeigt.

In der Begründung der Jury zur Verleihung des Deutschen Radiopreises in der Kategorie „Bester Podcast“ heißt es: „Die monatelange Recherche ist wie ein Krimi. Möglich war sie durch eine Kooperation der Tagesredaktion von detektor.fm und dem Rechercheteam des Journalismus-Studiengangs der Uni Leipzig.“

Bestätigung für Studiengangs-Konzept

„Wir empfinden es als ganz besondere Ehre für den Master Journalismus, dass die in unserem Studiengang entstandene Podcast-Reihe ‚Wie bewaffnet ist Deutschland‘ mit dem renommierten Deutschen Radiopreis ausgezeichnet wurde“, sagt Studiengangsleiter Prof. Dr. Markus Beiler. „Das ist auch eine Bestätigung für unser Konzept: Uns geht es in der journalistischen Ausbildung nicht um Fingerübungen, sondern wir wollen mit anspruchsvollen und gesellschaftlich wichtigen Themen zusammen mit unseren Kooperationspartnern aus der Praxis im Journalismus auch selbst mitmischen. Entsprechend dem Motto des Masterstudiengangs Journalismus – ‚Digital. Innovativ. Relevant‘ – haben die Studierenden das Verborgene unter der Spitze des Eisbergs gesucht und Brisantes mit innovativen Mitteln der Datenrecherche gegen Widerstände von Behörden auch gefunden.“

Da es keine bundesweite Statistik darüber gibt, wo wie viele Schusswaffen registriert sind, mussten die Studierenden die Zahlen auf Kreis- und Landesebene zusammentragen. Dabei zeigte sich, dass die Zahlen der Landesinnenministerien oft ganz anders ausfallen als die der Waffenbehörden vor Ort. Gründe sind laut den Recherche-Ergebnissen mangelhafte Ausbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Waffenbehörden, Personalmangel und praxisferne Waffengesetze. Der gesamte entstandene Datensatz mit 5,4 Millionen registrierten Schusswaffen in Privatbesitz wurde begleitend zum Podcast auf der Seite von detektor.fm veröffentlicht.

14 Studierende und zwei Dozenten beteiligt

Das ausgezeichnete Projekt wurde in den Seminaren „Formatentwicklung“ und „Innovationsprojekt“ von 14 Studierenden und zwei Dozenten (Constantin Blaß und Dr. Uwe Krüger) entwickelt und umgesetzt. Constantin Blaß, der die Karl-Bücher-Gastprofessur für die Zukunft des Journalismus innehat und Chefredakteur des Schwarzwälder Boten ist, sagt: „Unsere Studierenden haben nicht nur eine große Rechercheleistung erbracht und viele Daten und Fakten beschafft, sondern die komplexe Materie auch sehr gut in vier zehnminütigen Podcast-Folgen und begleitenden Online-Inhalten verständlich und spannend aufbereitet und erzählt.“ Das Podcast-Team bestand aus den Studierenden Julia Bellan, Paul Hildebrand, Inga Jahn, Michael Kees, Sebastian Schwarzenböck, Catharina Straß und Nico van Capelle. An der Erhebung des Datensatzes haben außerdem Carla Grefe-Huge, Lea Heilmann, Sophie Menner, Nina Pogrebnaya, Philip Sauer, Alina Schreiber und Sophia Voß mitgewirkt.

Mit dem Deutschen Radiopreis wurden die besten Radiomacher:innen sowie herausragende Hörfunkproduktionen öffentlich-rechtlicher und privater Radiosender in zehn Kategorien ausgezeichnet. In diesem Jahr haben 142 Radioprogramme 437 Favorit:innen ins Rennen um den Preis geschickt. Ausgewählt wurden die Gewinner:innen von einer unabhängigen Jury des Grimme-Instituts. Der Preis wird gestiftet von den ARD-Hörfunkprogrammen, dem Deutschlandradio und den Privatradios in Deutschland.