Visuelle Inhalte spielen in der heutigen politischen Online-Kommunikation eine entscheidende Rolle, insbesondere in Wahlkampagnen. Frühere Studien zu Bildern von KandidatInnen zeigten dabei besonders Effekte des nonverbalen Verhaltens (z.B. Lächeln), kontextuellen (z.B. die Darstellung anderer Personen) und strukturellen Merkmalen (z.B. Kamerawinkel und Nähe) auf Wählerinnen und Wähler. Diese Befunde wurden in der vorliegenden Studie zunächst validiert und im Rahmen von Nachrichtenbeiträgen sowie Instagram- und Twitter-Postings untersucht.
Ferner argumentiert die vorliegende Studie, dass die Online-Darstellung politischer KandidatInnen starke Ähnlichkeiten innerhalb bestimmter Kontexte aufweist. So wurde davon ausgegangen, dass im Rahmen der Europäischen Parlamentswahlen 2019 die Selbstdarstellung der Kandidatinnen und Kandidaten bei Instagram und Twitter innerhalb der europäischen Parteifamilien Ähnlichkeiten aufweist; diese Vermutung hat sich nicht bestätigt. Was sich hingegen bestätigt hat, ist eine Ähnlichkeit der Fremddarstellung von Kandidatinnen und Kandidaten durch nachrichtliche Berichterstattung innerhalb der Mitgliedsstaaten. Mit anderen Worten: Visuelle Online-Kommunikation folgt trotz der Internationalität sozialer Medien nationalen Normen, insbesondere in der Berichterstattung.
Für die Studie wurden Bilder aller 13.811 KandidatInnen aus den 28 europäischen Mitgliedsstaaten mit Hilfe einer automatisierten Inhaltsanalyse untersucht.
Die Studie ist in englischer Sprache in der Fachzeitschrift Political Communication erschienen.
Haim, M. & Jungblut, M. (2020). Politicians' self-depiction and their news portrayal: Evidence from 28 countries using visual computational analysis. Political Communication, Advance Online Publication. https://dx.doi.org/10.1080/10584609.2020.1753869