Er selbst nannte sich „eine Mischung aus einem Mann der Renaissance und einem Labrador Retriever“. Seine Karriere begann wie bei vielen Vollblut-Journalist:innen: Inspiriert von der Watergate-Affäre und seinen Erfahrungen als Zeitungsbote des Washington Star auf dem Campus der University of Maryland während des Vietnamkriegs, entschied sich Mike bereits in der Lincoln Northeast-Schule für eine Karriere als Journalist. Diese begann als Redakteur der Schülerzeitung und während seines Journalismus-Studiums an der University of Nebraska-Lincoln, als er für die Nebraska Press Association fotografierte und für den Daily Nebraskan schrieb. In Missouri bei der Springfield Daily News, Star-Telegram war Mike von 1981 bis 1993 zunächst Feuilletonredakteur, dann Redaktionsleiter. Der Headliners Club of Austin ernannte Mike 1987 zum texanischen Schlagzeilenschreiber des Jahres.
An diese Praxisphase hängte Mike 1993 ein Ph.D.-Studium an der E.W. Scripps School of Journalism (Ohio University, Athens), währenddessen er die Studierenden bei der Lokalzeitung von Athens, The Post, betreute, und das er 1996 mit dem Preis für den besten Doktoranden der Universität abschloss. Nach akademischer Lehre und Abteilungsleitung an der Utah State School of Journalism and Mass Communication ging Mike Sweeney 2009 zurück nach Athens an die E.W. Scripps School of Journalism, wo er stellvertretender Direktor für das Graduiertenstudium wurde. Als Redakteur edierte er das in Missouri erscheinende Fachmagazin Journalism History Journal.
Mike Sweeney schrieb zahlreiche Bücher für National Geographic, darunter „Return to Titanic“, für das er zusammen mit dem Co-Autor und Entdecker des Titanic-Schiffswracks, Robert Ballard, elf Tage an Bord des Forschungsschiffs „Ron Brown“ verbrachte. Sein Buch „Secrets of Victory: The Office of Censorship and The American Press and Radio in World War II“ wurde von der American Journalism Historians Association zum Buch des Jahres 2002 gewählt.
Die mephistos und die anderen Leipziger Austausch-Studierenden profitierten davon, dass Mike nichts so sehr liebte wie die Unterstützung von Studierenden auf ihrem Weg zum Erfolg. Sie lernten ihn als Medienprofi, aber auch als optimistischen Problemlöser und Friedensstifter kennen. 2018 wurde er dafür mit dem Outstanding Graduate Faculty Award der Ohio University ausgezeichnet. Da kannte er seit 2013 bereits seine Krebs-Diagnose. Er begann zu malen, um sich davon abzulenken. Den Studierenden gab er 2019, anknüpfend an Bob Dylans Botschaft „You're gonna have to serve somebody!“ auf den Lebens- und journalistischen Weg: „Es ist nicht die Quantität des Lebens, die zählt. Das ganze Leben ist zu kurz. Es geht um die Qualität! Finden Sie einen Weg, Ihr Leben für andere wertvoll zu machen, und es wird auch für Sie wertvoll sein.“
Wir werden den großen Kollegen und Menschen Mike Sweeney sehr vermissen!
