Vortrag Lital Henig (Ben Gurion): Visual compositing
Visuelles Compositing: Engagement, Interpretation und Visualisierung von Archivbildern im Holocaust-Gedächtnis in der digitalen Kultur.
Archivbilder des Holocausts waren und sind ein wesentlicher Bestandteil der Erinnerung an den Holocaust und seiner Darstellung. In den letzten Jahren haben Projekte zur Erinnerung an den Holocaust begonnen, diese Bilder in fragmentierter Form zu verwenden, kopiert, ausgeschnitten und in neue Konfigurationen eingefügt. In diesem Vortrag wird dieser visuelle Trend erforscht und anhand des Konzepts des visuellen Compositing untersucht: das Übereinanderlegen von Bildern, um ein neues Verständnis ihrer kollektiven Symbolik zu schaffen. Anhand der visuellen Analyse von vier neueren digitalen und nicht-digitalen Werken zur Erinnerung an den Holocaust untersuche ich die Praxis des visuellen Compositing und seinen Einfluss auf die Erinnerung an den Holocaust. Indem ich die jüngsten Werke durch diachrone und synchrone Achsen untersuche, argumentiere ich, dass visuelles Compositing sowohl die visuelle Darstellung der Holocaust-Erinnerung als auch die mit dieser Art der Darstellung verbundene Erinnerungsarbeit beeinflusst. Beim visuellen Compositing erzeugen die Urheber neue Darstellungen des Holocaust oder laden andere dazu ein, sie zu schaffen. Dieser Akt bietet die Möglichkeit, die Vergangenheit aus neuen Perspektiven zu erforschen, birgt aber auch die Gefahr, die Einzigartigkeit und Besonderheit der dargestellten Erfahrungen zu schmälern. Der Vortrag schließt damit, dass er zeigt, wie visuelles Compositing dazu aufruft, eine neue visuelle Kompetenz für die Darstellung und Erinnerung des Holocausts zu entwickeln, die mit der digitalen Kultur zusammenarbeitet und sich mit ihr weiterentwickelt.