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Wir trauern um unser langjähriges Institutsmitglied Uta Kösser, die am 28. Juli 2025 im Kreis ihrer Familie gestorben ist.

Uta Kösser wurde am 17.5.1942 in Gotha geboren und absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Lehre als Verlagsbuchhändlerin in Jena. 1967 kam sie zum Studium der Kulturwissenschaften und Germanistik an die Karl-Marx-Universität Leipzig, das sie 1973 mit einem Diplom abschloss. 1975 erfolgte die erste Promotion, 1987 dann die einer Habilitation äquivalente zweite Promotion. Parallel arbeitete sie zunächst als Assistentin, später als Oberassistentin am Fachbereich Kulturtheorie und Ästhetik der Sektion Kulturwissenschaften und Germanistik an der KMU Leipzig. 

1989 schließlich erfolgte die Berufung zur Hochschuldozentin für Geschichte der Ästhetik. In Würdigung ihrer akademischen Leistungen erfolgte 2000 die Ernennung zur außerplanmäßigen Professorin am Institut für Kulturwissenschaften – ein Amt, das sie bis zu ihrem Ruhestand 2006 mit großem Engagement ausfüllte. 

Uta Kösser war immer ein kritischer Geist und ist es durch die politischen Umbrüche hindurch geblieben. Sie fühlte sich der Wissenschaft verpflichtet, dem Institut für Kulturwissenschaften und den Studierenden. Aufgrund ihrer persönlichen Integrität und wissenschaftlichen Kompetenz überstand sie nicht nur die Phasen der Abwicklung und des Neuaufbaus (1992) des Instituts, sie prägte vielmehr diesen entscheidend mit. Und für den Gründungsdirektor Johannes Weiß und alle (vor allem die ‚neuen‘ westdeutschen) Mitarbeitenden war sie ein verlässlicher und nicht zu ersetzender Anker. 

Neben ihren umfangreichen Tätigkeiten in der Lehre und in der akademischen Selbstverwaltung engagierte sie sich in der Peter Weiss Gesellschaft, zu dessen Rezeption in der DDR und darüber hinaus sie wesentlich beigetragen hat, sowie in der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik.

Uta Kösser wies, was die Geschichte der Ästhetik angeht, ein geradezu enzyklopädisches Wissen auf. Es reichte von den Anfängen der Disziplin mit den ersten Entwürfen von Alexander Gottlieb Baumgarten und Immanuel Kant um 1800 bis zu den theoretischen Entwürfen der Postmoderne (Jean-François Lyotard, Jacques Derrida, Wolfgang Welsch), mit denen sie sich vor allem in den letzten Jahren ihrer Laufbahn intensiv auseinandergesetzt hat. Daneben hat sie auch (kunst-)soziologische Debatten mit großem Interesse verfolgt. 

Viele ihrer Studierenden beeindruckte und prägte sie mit ihrem fundierten Wissen in ihren zahlreichen und sehr gut besuchten Vorlesungen und Seminaren nachhaltig. Einen prägnanten Eindruck von ihrer umfangreichen Auseinandersetzung mit ästhetischem Denken, aber auch von ihrer Fähigkeit, komplizierte Dinge verständlich zu vermitteln, bietet ihr Buch „Ästhetik und Moderne. Konzepte und Kategorien im Wandel“ (filos Verlag, 2006). Ihre Arbeit und Wirkung am Institut für Kulturwissenschaft reflektierte sie selbst noch im Band „Ende der Ästhetik? Rück- und Ausblicke“ (filos Verlag, 2007) gemeinsam mit Kolleg:innen und Studierenden.

Uta Kösser wird uns als hoch engagierte, tief belesene und dem Institut wie seinen Menschen zugewandte Professorin in steter Erinnerung bleiben.

 

Die Mitarbeitenden des Instituts für Kulturwissenschaften 

 

Ein persönlicher Nachruf auf Prof. Dr. Uta Kösser findet sich auf der Seite des Alumni-Netzwerks der Leipziger Kulturwissenschaften.