„Zeitdiagnosen“ sind ein eigenes Genre (sozial)wissenschaftlicher Analyse und öffentlich-intellektueller Deutung, das sich an der Grenze von Wissenschaft und Journalismus bewegt. Zeitdiagnosen leben von der Pointierung einer spezifischen Dimension gesellschaftlicher Entwicklung, der Markierung eines Umbruchs, der Unterscheidung früherer Zustände von dem, was sich anbahnt, sich durchzusetzen beginnt oder schon prägend ist. Sie geben der Gegenwart eine Signatur.
Zeitdiagnosen sowohl als Genre als auch in ihren inhaltlichen Analysen zum Gegenstand zu machen, führt die Fächer des Kulturwissenschaftlichen Instituts in idealer Weise zusammen: Haben sie doch immer eine historische Dimension, präsentieren eine soziologische Analyse und nehmen eine philosophische Deutung vor. Und auch in künstlerische Darstellungen sind oft Zeitdiagnosen eingeflochten. All dies gilt es in seinem Zusammenspiel zu reflektieren.