WiSe 2024/25
Gattungswesen
Workshop mit Thomas Khurana.
Das emanzipative philosophische Programm des frühen Marx ist eng mit dem Begriff des menschlichen Gattungswesens verbunden. Die spezifische Beziehung zwischen Entfremdung und Befreiung, die dieses Programm formuliert, zieht ihren normativen Gehalt aus dem Gedanken einer praktischen Bewährung des menschlichen Gattungswesens. Trotz – oder gerade wegen – dieser zentralen Bedeutung war der Begriff des Gattungswesens immer Zielscheibe der Kritik. Er wurde oft so verstanden, als sei der Mensch vollständig durch seine biologische Spezieszugehörigkeit bestimmt.
Gegen dieses Missverständnis hat Thomas Khurana vorgeschlagen, den Begriff des Gattungswesens als Kernkonzept von Marx’ dialektischem Naturalismus zu verstehen. Aus dieser Perspektive erscheint das Gattungswesen des Menschen als Möglichkeit, die Grenzen der biologischen Spezieszugehörigkeit zu überschreiten und eine soziale Lebensform auszubilden, die durch eine spezifische normative Offenheit gekennzeichnet ist. Der Workshop ist der Diskussion dieser These und ihrer philosophischen Konsequenzen gewidmet.
Literatur zur Vorbereitung
Thomas Khurana, „Genus-Being. On Marx’s Dialectical Naturalism”, in: L. Corti, J.-G. Schülein (Hg.), Nature and Naturalism in Classical German Philosophy, London 2022.
Thomas Khurana, „Gattungswesen: Zur Sozialität der menschlichen Lebensform“, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 70:3 (2022), S. 373–399.
Anmeldung unter: andreas.gelhard(at)uni-leipzig.de