Datum/Uhrzeit: bis Uhr
Ort: HS 2010 (EG), GWZ, Beethovenstr. 15, 04107 Leipzig
Veranstaltungsreihe: Philosophisches Kolloquium

Vortrag im Rahmen des Philosophischen Kolloquiums.

Politische Epistemologie ist ein dynamisches Forschungsfeld, das in den letzten Jahren deutlich populärer geworden ist. Es setzt sich selbst das ambitionierte Ziel, Erkenntnistheorie mit Sozialtheorie und Politischer Theorie zu verschränken, um der Beziehung von Wahrheit und Wissen auf der einen Seite sowie Politik und Gesellschaft auf der anderen Seite gerecht zu werden. Allerdings übertragen viele Beiträge derzeit entweder nur Argumente und Begriffe aus der traditionellen Erkenntnistheorie auf politische Phänomene oder verwenden existierende Theorien aus der Sozialtheorie bzw. der Politischen Theorie. Beide Varianten können das Versprechen politischer Epistemologie nicht erfüllen: Während die erste Variante zu einer Epistemisierung von Politik führt, gekoppelt mit einer De-Politisierung der behandelten Phänomene, führt die zweite Variante zu einer Politisierung von epistemischen Phänomenen und Begriffen, die mit ihrer De-Epistemisierung einhergeht. In seinem Vortrag argumentiert Frieder Vogelmann dafür, dass die Verschränkung von Epistemologie mit Sozialtheorie und Politischer Theorie beide Seiten transformieren muss, weil politische Epistemologie drei fundamentale Vorbedingungen besitzt: Sie erfordert einen minimalen Materialismus, radikale Selfreflexion und epistemische Nicht-Souveränität.

Zur Person:

Frieder Vogelmann ist Professor für Epistemology & Theory of Science an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Er habilitierte an der Goethe-Universität Frankfurt (2020) mit dem Buch Die Wirksamkeit des Wissens. Eine politische Epistemologie (Suhrkamp 2022). Zuletzt erschienen Umkämpfte Wissenschaften – zwischen Idealisierung und Verachtung (Reclam 2023) und Feministische Epistemologien. Ein Reader (hg. mit Katharina Hoppe, Suhrkamp 2024). Zuvor arbeitete Frieder Vogelmann u.a. als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Politischen Theorie an der Universität Bremen und war Gastprofessor für Kritische Gesellschaftstheorie an der Goethe-Universität Frankfurt. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der politischen Erkenntnistheorie sowie der Sozialphilosophie; aktuell arbeitet er zur Beziehung zwischen (Un)Wahrheit und Demokratie, zu einem realistischen Bild wissenschaftlicher Praktiken sowie zur Genealogie des Normativitätsbegriffs.