Der Lehrstuhl „Politische Bildung und Bildungssysteme“ bietet für den Bachlorstudiengang Politikwissenschaft und den Wahlbereich der Geistes- und Sozialwissenschaften das Basismodul „Politische Bildung und Demokratie“ an. Das 10 Leistungspunkte umfassende Modul besteht aus einer Vorlesung und einem Seminar. Im Wintersemester 2021/22 bieten wir folgende Veranstaltungen im Modul an:
Veranstaltungen im Wintersemester 2021/22
Die Vorlesung vermittelt ein Verständnis dafür, dass politische Bildung im Kontext von Demokratie weit über den schulischen und nationalen Bereich hinausgedacht werden muss. Sie verdeutlicht dies anhand gesellschaftspolitischer Debatten und stellt Konzepte und empirisches Wissen für ihre Rationalisierung vor. Der Schwerpunkt dieser Vorlesung liegt in konkreten Anwendungsfeldern sowie der Macht und den Einflussmöglichkeiten unterschiedliche Akteurinnen und Akteure der politischen Bildung. Konkret geht es um Themen und Aspekte wie Demokratiebildung, Beutelsbacher Konsens, Nicht-Regierungsorganisationen, Extremismus und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, politische Bildung im Kontext der Europäischen Union, internationale Vergleiche sowie soziale Ungleichheiten. In den Seminaren werden die Kenntnisse vertieft und angewendet, etwa in Bezug auf demokratische Schulentwicklung, Bildungspolitik oder Extremismusprävention oder Nichtregierungsorganisationen.
Ziele: Die Studierenden kennen theoretische Konzepte zur Erfassung des komplexen Verhältnisses zwischen politischer Bildung und Demokratie. Sie können diese problemorientiert diskutieren. Darüber hinaus verfügen sie über Kenntnisse der Anwendung dieser Konzepte in der Praxis.
Dozentin: Prof. Dr. Nina Kolleck
„Vor Antisemitismus ist man nur noch auf dem Monde sicher“ (Hannah Arendt)
Das über Jahrhunderte tradierte und einem stetigen Wandel liegende antisemitische Ressentiment führte unter der nationalsozialistischen Herrschaft zur versuchten vollständigen Vernichtung der europäischen Juden in Auschwitz, Majdanek und Treblinka. Im postnazistischen Deutschland ist der offene Antisemitismus gesellschaftlich tabuisiert und die singulären Verbrechen der Deutschen an den Juden, Sinti und Roma (Porajmos), Homosexuellen und politischen Gegnern sind spätestens seit dem „Eichmannprozess“im in Jerusalem (1961) Gegenstand der politisch-historischen Forschung und lösten weltweit erinnerungskulturelle Debatten aus. Neben der historischen Dimension, verdeutlichen die jüngsten antisemitischen Demonstrationen auf deutschen Straßen die Wichtigkeit der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit für angehende Lehrer*innen und politische Bildner*innen. In dem Seminar wird an diesem Desiderat angeknüpft: Zunächst wird sich ideengeschichtlich mit verschiedenen Formen des Antijudaismus/Antisemitismus in der europäischen Geschichte auseinandergesetzt. Im zweiten Seminarteil werden mittels politikwissenschaftlicher Methoden die Prämissen der Antisemitismusforschung herausgearbeitet. Im dritten, praxisbezogenen Teil des Seminars, werden die theoretischen Erkenntnisse auf Fragestellungen der politisch-historischen Bildung angewandt und über die Erfahrungen von Antisemitismus im Schulkontext reflektiert.
Dozent: Jérôme Buske
Gegenstand des Seminars „Politische Bildung und Inklusion“ sind die Umsetzung von Inklusion im deutschen Bildungssystem und die Rolle staatlicher und nicht-staatlicher Ak- teur*innen (NGOs, Internationale Organisationen) bei der Implementierung. Dabei werden aktuelle politische Entwicklungen und empirische Beispiele an zentrale Theorien der Schulentwicklung und Bildungspolitik angeknüpft und in Zusammenhang mit Konzepten der Politischen Bildung gesetzt. Ausgehend von Grundlagen der Disability Studies (Studien über oder zu (Nicht-)Behinderung) und internationalen Übereinkommen (z.B. UN-Behindertenrechtskonvention, Salamanca Statement) werden die politischen Bemühungen zur Umsetzung eines inklusiven Schulsystems in international vergleichender und europäischer Perspektive betrachtet und die Ansätze der deutschen Bildungspolitik darin einge- ordnet. Bei der Einschätzung der Rolle verschiedener Akteur*innen wie NGOs, internationalen Organisationen (z.B. EU und UN) oder Stiftungen wird nicht zuletzt die Frage behan- delt, welche Rolle der politischen Bildung und der Demokratieerziehung bei der Implemen- tierung inklusiver schulischer Strukturen zukommt: Wie können Barrieren abgebaut wer- den? Wie können Betroffene empowert werden? Wie und an welcher Stelle kann die Vermittlung von Wissen um Inklusion erfolgen?
Dozent: Johannes Schuster
Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie hat das deutsche Bildungssystem vor große Herausforderungen gestellt, die noch weiter andauern und in vielen Bereichen nachwirken werden. Durch die plötzlichen Schulschließungen mussten von heute auf morgen Lösungen gefunden werden, den Schulunterricht digital fortzusetzen, und auch wenn die Schulen stellenweise wieder geöffnet werden konnten, wird eine Rückkehr zum Normalbetrieb vermutlich noch auf sich warten lassen. Die Krise zeigte insbesondere in Deutschland, aber auch in anderen Ländern auf, welche Mängel bei der Digitalisierung von Unterrichtsprozessen noch behoben werden müssen, damit die Möglichkeiten digitalen Lehrens und Lernens zukünftig fest in den Schulunterricht integriert werden können. Darüber hinaus wurde aber ebenso deutlich, dass Aspekte wie die gerechte Teilhabe an Bildungsmöglichkeiten, der richtige Umgang mit Medien sowie der Einfluss privater Akteur*innen mitbedacht werden müssen. In dem Seminar befassen wir uns mit verschiedenen Corona-bedingten Herausforderungen (z.B. Digitalisierung, gerechte Teilhabe) für die deutsche und europäische Bildungspolitik, setzen uns mit aktuellen bildungspolitischen Entwicklungen der Digitalisierung auf deut- scher und europäischer Ebene auseinander und diskutieren diese unter Gesichtspunkten der politischen Bildung und der Demokratieerziehung.
Dozent: Johannes Schuster