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Die Politik- und Bildungswissenschaftlerin Prof. Dr. Nina Kolleck von der Universität Leipzig erhält für ihre Forschung einen der mit bis zu 1,5 Millionen Euro dotierten Starting Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC). Die Professorin für Politische Bildung und Bildungssysteme erforscht den Einfluss von Nichtregierungsorganisationen („non-governmental organisations“, NGOs) auf Bildungssysteme weltweit und über Ländergrenzen hinweg.

In vielen Teilen der Welt füllen NGOs bestehende Lücken in Bildungssystemen, so Prof. Dr. Nina Kolleck. Neben staatlichen Institutionen, internationalen Organisationen oder Unternehmen seien NGOs zu wichtigen Akteuren im Bildungsbereich geworden, deren Rolle und Einfluss sich jedoch von dem der klassischen Akteure unterscheide. So komme es zwischen NGOs häufig zu transnationalen Kooperationen, erklärt Kolleck. „Ein Beispiel ist die Non-Profit Organisation ‚Teach For All‘. In diesem globalen Netzwerk haben sich NGOs auf über 50 Ländern zusammengeschlossen, um Veränderungen in den Bildungssystemen voranzutreiben.“

In der Forschung sei der transnationale Einfluss von NGOs auf Bildungssysteme bislang jedoch noch nicht beleuchtet worden. Mithilfe der Förderung durch den ERC Starting Grant will Kolleck dieses Forschungsfeld erschließen. „Im Mittelpunkt steht dabei ein neues Konzept, das ich ‚global non-governmental spaces‘ (globale nichtstaatliche Räume) nenne“, so die Wissenschaftlerin. Konkret möchte sie die Netzwerke und sozialen Beziehungen zwischen NGOs sowie ihren Einfluss auf Bildungssysteme untersuchen. Dazu wollen sie und ihr Team unter anderem Interviews und quantitative Befragungen durchführen, aber auch Daten aus Social-Media-Plattformen wie Twitter sammeln und analysieren.

Den Einfluss transnationaler NGOs verstehen

„Wir betrachten den Einfluss der NGOs auf Bildungssysteme, unsere Ergebnisse sollen aber auch auf ihre Aktivitäten in der Gesundheits-  oder Umweltpolitik oder im Bereich Menschenrechte anwendbar sein“, erläutert die Bildungsforscherin. „Es ist wichtig, dass wir den Einfluss von transnationalen NGOs auf Bildungssysteme verstehen, sowohl für unsere Kinder als auch für die Zukunft unserer Gesellschaften.“

Mit den ERC Starting Grants fördert die Europäische Union vielversprechende Wissenschaftler:innen am Beginn einer unabhängigen Karriere für fünf Jahre. In dem ERC-Antragsverfahren setzte sich Kolleck unter mehr als 3.000 Bewerbungen durch und ist eine von 408 Wissenschaftler:innen aus ganz Europa, die in diesem Jahr mit einem der begehrten Starting Grants gefördert werden. Es handelt sich um den ersten ERC Starting Grant im Fach Politische Bildung im deutschsprachigen Raum.

Nina Kolleck ist seit 2019 Professorin an der Universität Leipzig. Vorherige Professuren führten sie an die RWTH Aachen und die FU Berlin. Außerdem war sie Gastprofessorin an der University of California Berkeley, der University of British Columbia in Vancouver, der Hebrew University of Jerusalem und der Tel Aviv University. Ihre aktuellen thematischen Schwerpunkte sind unter anderem Demokratiebildung, Global Citizenship Education, Bildungsgerechtigkeit, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Klimabildung, Heterogenität und Inklusion, sowie quantitative und qualitative Forschungsmethoden, insbesondere Techniken der sozialen Netzwerkanalyse.

ERC Starting Grant auch für Zohreh Hosseinzadeh

Mit Dr. Zohreh Hosseinzadeh gibt es eine weitere Wissenschaftlerin der Universität Leipzig, der 2022 (bereits im Frühjahr) ein ERC Starting Grant zuerkannnt wurde. Lesen Sie mehr über sie und ihre Arbeit zur Behandlung von Netzthauterkrankungen.

„Ich freue mich sehr über diese guten Nachrichten und möchte den Wissenschaftlerinnen und allen an den Anträgen Beteiligten herzlich gratulieren“, sagte Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universität Leipzig. „Bei den ERC Grants handelt es sich um ein hochkarätiges Förderinstrument. Der Europäische Forschungsrat bedenkt damit herausragende Forscherinnen, die einen wichtigen Beitrag zur Forschungsstärke un serer Universität leisten.“