Das Zentrum für Entwicklungskommunikation am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft lädt zur ersten interdisziplinären C4SC Konferenz „Partizipative Öffentlichkeiten – durch und in Communities, Organisationen und Netzwerken. Schnittstellen zwischen Forschung und Praxis” ein.
Wir arbeiten derzeit auch an digitalen Formaten, sollte (auch noch) im November eine Online-Übertragung nötig sein. Das beträfe in diesem Fall die Online-Übertragung der Keynotes von Prof. Barbara Thomaß und Dr. Sybille De La Rosa. Genauso würden auch die Vorträge und die Workshops digital übertragen und abgehalten. Vorschläge für Vorträge, Panels sowie Workshops können weiterhin an die Organisator*innen Kefa Hamidi und Charlotte Knorr gesendet werden. Bei Fragen können Sie sich gerne an uns wenden.
- 5. bis 6. November 2020
- Ort: Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft, Nikolaistraße 27 – 29, Universität Leipzig
Ausgangspunkt der Konferenz ist die inzwischen breit diskutierte Annahme, dass sich Gegnerinnen bzw. Gegner und Befürwortende der pluralen Demokratie in verfeindeten Lagern gegenüber stehen und um die Grundlagen ihres zukünftigen Zusammenlebens streiten. Dieser Polarisierungsprozess geht auch mit der Pluralisierung der Öffentlichkeit einher, wobei Öffentlichkeit hier als „gesellschaftlicher Aushandlungsraum“ verstanden wird, der sich aus alltäglichen Kommunikationsprozessen zwischen Individuen (Mikro-Ebene), (un-)organisierten kollektiven und kooperativen Akteuren (Meso-Ebene) sowie einer komplexen, zumeist politischen und massenmedialen Ebene konstituiert.
Für die Konferenz wird der Ansatz des Communication for Social Change (C4SC) herangezogen, um die konkreten Auswirkungen und Erscheinungsformen dieser Pluralisierung von Öffentlichkeit zu betrachten. C4SC wird im Forschungs- und Praxisfeld in Deutschland erst seit neustem angewandt und wird verstanden als ein öffentlicher und privater Dialogprozess, in dem Individuen selbst definieren können und definieren sollen, wie eine gesellschaftliche Transformation in Richtung eines nachhaltigen Wandels und gesellschaftlichen Zusammenhalts statt Polarisierung gefördert werden kann.
Drei Ebenen werden im C4SC zur nachhaltigen Entwicklung als notwendig erachtet: die Mikroebene der Individuen (Social and Behavior Change Communication), die Mesoebene der Gemeinden und Organisationen (Social Mobilisation, „connective action”; Tufte 2017: 93) und die politische Makroebene (Advocacy Communication; vgl. Greiner 2018: 82; Servaes 2017: 17). Auf allen drei Ebenen kann C4SC sowohl als Weg als auch als normative Zielvorgabe für eine Öffentlichkeit verstanden werden: Die Mitglieder einer Gesellschaft werden am Transformationsprozess beteiligt, um Öffentlichkeit partizipativ zu gestalten und zu konstituieren.
Für die erste C4SC Konferenz im November 2020 wird die Mesoebene fokussiert. Angesprochen sind hier Formen und Prozesse von (Selbst-)Mobilisierung und Interaktionen, die in Gruppen, Organisationen und Netzwerken stattfinden und die zum sozialen Wandel von unten beitragen können und wollen. In den vergangenen Jahren sind verschiedene dieser sozialen Bewegungen, Initiativen, Netzwerke und Organisationen auf der Mesoebene entstanden, die sich für einen gesellschaftlichen Wandel und gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen. Zu nennen sind hier unter anderem die Initiativen #Unteilbar, Fridays for Future, Die Offene Gesellschaft, neue deutsche Organisationen.
Die Konferenz widmet sich den unterschiedlichen Erscheinungsformen und Prozessen partizipativer Öffentlichkeiten, die sich durch und in Gemeinschaften oder Gruppen, Organisationen und Netzwerken konstituieren: Im Augenmerk stehen „marginalisierte Gruppen“, die ihre Interessen nicht mehr nur expressiv in den öffentlichen Dialog einbringen, sondern ihn auch mitgestalten wollen und Gegenöffentlichkeiten mit politischer Wirkung entfalten.
- Wer oder was sind die (An-)Treiber und Bindungen (Akteure, Inhalte, Strategien), die individuelle Interessen zum sozialen Wandel zu kollektiven Interessen organisieren, um ihre politische Wirkung zu entfalten? Welchen normativen Vorgaben folgt C4SC bzw. sollte er folgen, um sozialen Wandel nachhaltig zu fördern?
- Schwerpunkt Partizipation: Wie prägen die von Gemeinschaften oder Gruppen, Organisationen und Netzwerken genutzten Kommunikationsmodi und Narrative den öffentlichen Diskurs, wie partizipativ sind sie und beeinflussen die demokratischen Prozesse? Findet dort „emanzipatorische Kommunikation“ statt?
- Schwerpunkt Empowerment: Wie gestaltet sich die Interessensartikulation in partizipativen Öffentlichkeiten von „unten” nach „oben”? Und woraus genau resultiert die Triebkraft der Transformation von Interessen für den sozialen Wandel von der individuellen Mikroebene über die Mesoebene zur gesellschaftlichen Makroebene?
- Schwerpunkt Mediation: (Wie) Kann ein richtiger Einsatz der C4SC als Instrument den Transformationsprozess bis zur politischen Entfaltungskraft erhellen, konstruktiv und produktiv gestalten, wenn nicht sogar beschleunigen?
Alle Personen, die in diesem Forschungs- und Praxisfeld tätig sind, sind herzlich eingeladen, ihre Projekte zur Tagung einzureichen. Wir laden zu interdisziplinären Beiträgen, Fragestellungen und Dialogen aus angrenzenden Fachrichtungen an Migrationsforschung, Konfliktarbeit, Prozessbegleitung und ggf. weitere Felder zur Verortung, die die prognostischen Themenbereiche im Programm abdecken, ein. Wir freuen uns über einen facettenreichen und gegenseitig bereichernden Austausch mit Forschenden, sozialen Mobilisierungen, Organisationen, politisch aktiven Menschen, Mediatorinnen und Mediatoren, Journalistinnen und Journalisten, und allen, die sich in diesem Themenfeld angesprochen fühlen. Dieser Call möchte explizit auch fachexterne Gruppen ansprechen, die in dem Bereich des C4SC in Praxis oder Forschung agieren.
„Call For Abstracts” – Formalia und organisatorische Hinweise
Beiträge in Form von Vorträgen für die Konferenz können als Exposés im Umfang von maximal 3.000 Zeichen bis zum 15. Juni 2020 eingereicht werden. Einreichungen sind nur in elektronischer Form möglich und können an Dr. Kefa Hamidi gesendet werden.
Referentinnen und Referenten
- Prof. Dr. Barbara Thomass
- Dr. Sybille De La Rosa
- Prof. Dr. Dieter Rucht