Datum/Uhrzeit: bis, 17:15 bis 18:45 Uhr
Art: Kolloquium, Online
Ort: Institut für Kulturwissenschaften, Beethovenstraße 15, Raum H5 1.16 (HHL)
Referent:in: Lilith Poßner

Im interdisziplinären Kolloquium des Instituts für Kulturwissenschaften werden regelmäßig Vorträge von Gästen sowie Projektvorstellungen der Mitarbeitenden des Instituts diskutiert. Diesmal spricht Lilith Poßner über "Der Wahnbegriff in der Kritischen Theorie. Zur Aktualität einer sozialen Pathologie der Freiheit".

Das Ringen um die Ausdeutung der gegenwärtigen Krise gesellschaftlicher Wirklichkeit und der mit ihr verbundene Aufstieg autoritärer Bewegungen ist in der Autoritarismusforschung nach wie vor im Gange. Das Promotionsprojekt will sich hier mit dem Versuch der Aktualisierung der sozialphilosophischen und -psychologischen Arbeiten der ersten Generation der Frankfurter Schule einmischen. Diese hatte die Logik autoritärer Feindbildproduktionen wie dem Antisemitismus als wesentlich paranoid auf den Begriff zu bringen versucht: Autoritäre übertragen ihre nonkomformen Regungen auf Feindobjekte, von denen sie sich nun verfolgt fühlen und die sie darum verfolgen dürfen. Vorurteile sind hier der Konstruktionslogik des Verfolgungswahns nachgebildet, aber zugleich von der Ebene individueller Pathologien auf die Ebene einer sozialen Pathologie verschoben. Diese theoretische Konstruktion hat zwei wesentliche Vorteile: Sie bestimmt die Beziehung zwischen Verfolgern und Verfolgungsobjekten als phantasmatisch und sie begründet autoritäre Krisenlösungsstrategien dennoch in der Versagung von Bedürfnissen durch die Gesellschaftsorganisation. So wird also eine Rückübersetzung autoritärer Phantasmen in verstellte gesellschaftliche Probleme möglich. Allerdings muss eine Aktualisierung sowohl die gestiegenen sozialphilosophischen Zweifel an Sinn und Möglichkeit der Diagnose sozialer Pathologien adressieren können als auch den gesellschaftstheoretischen "Zeitkern" der ursprünglichen Wahndiagnose sanieren. Der Vortrag wird auf die Entfaltung einer entsprechenden Projektskizze zulaufen.

Teilnahme

  • Im Sommersemester 2024 werden die Veranstaltungen des Institutskolloquiums nur in Präsenz durchgeführt. Interessierte kommen in das Geisteswissenscahftliche Zentrum (GWZ) in der Beethovenstraße 15 Raum GWZ H 5 1.16 (Harald Homann Lounge).
  • Bei Rückfragen schreiben Sie bitte eine E-Mail an Marie Wilke-Tondar.

Autor: Marie Wilke-Tondar