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Nachdem es mit den Inselbuchplakaten zuletzt etwas fürs Auge gab, liefert die Buchwissenschaft mit dem Tagungsband »Die Argusaugen der Zensur« und der siebten Ausgabe der »Flachware« nun Input auf mehr als 1000 Seiten.

Zu jedem in der DDR erschienenen Buch existieren mehrere Gutachten, die den Zensor über den Inhalt, die gesellschaftliche Bedeutung und die ideologischen Gefahren eines Werkes informieren sollten. Sie waren bis 1989 im Druckgenehmigungsverfahren die Grundlage jeder Zensurentscheidung, ob ein Buch überhaupt erscheinen konnte, und wenn ja in welcher Form, ob es also noch verändert oder gekürzt werden musste.

Im September 2019 befasste sich die Konferenz »Die Argusaugen der Zensur. Eine Geheimgeschichte der DDR-Literatur« mit der Interpretation solcher Gutachten, einer auch 30 Jahre nach der Wende noch unerforschten Textsorte, die ohne Kenntnis der institutionellen Hintergründe, üblichen Sprachregelungen und taktischen Absichten kaum zu verstehen ist. Der Tagungsband versammelt die Beiträge von mehr als 40 Zensurforschern verschiedener Disziplinen, Historiker, Literaturwissenschaftler und Buchwissenschaftler sowie von Lektoren der berühmten DDR-Verlage. Weitere Infos und Bestellmöglichkeiten finden Sie auf der Seite des Hauswedell Verlags.

Die »Flachware« – unser Jahrbuch der Leipziger Buchwissenschaft – nimmt Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Buches aus einem weiten und pluralistischen Blickwinkel wahr. Von der Buchstadt Leipzig aus wird das Buch als Medium von Kunst, Geist und Geld und innerhalb seiner gesellschaftlichen Kontexte gedacht.

Welche Formen der Kritik hat die Schriftstellerin Ricarda Huch während der NS‑Diktatur gefunden, um zwar im Land zu bleiben, aber ihren Protest zu äußern? Warum war es auch für etablierte kommunistische Autoren keine Selbstverständlichkeit, unzensiert in der DDR veröffentlicht zu werden? Welche Möglichkeiten und Herausforderungen brachte die deutsche Wiedervereinigung für die Buchhändler mit sich? All diesen und weiteren Fragen widmet sich die siebte Ausgabe der Flachware. Die Antworten darauf geben junge ForscherInnen sowie erfahrene ExpertInnen des Fachs. Im Fokus steht diesmal das 20. Jahrhundert sowohl mit Texten zur NS‑Zeit als auch mit Einblicken in die beiden deutschen Republiken der Nachkriegszeit. Auch hier bietet der Hauswedell Verlag weitere Infos und Bestellmöglichkeiten.