Das Projekt der Juniorprofessur Kommunikations- und Medienwandel am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig beleuchtet das Konfliktverhältnis der Arbeiterbewegung und der Medienöffentlichkeit im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Die Förderung erfolgt im Rahmen des Förderschwerpunkts „Demokratie – Demokratie als Utopie, Erfahrung und Bedrohung“ der Gerda Henkel Stiftung.
Die europäische Arbeiterbewegung stand seit ihrer Genese im 19. Jahrhundert in einem Spannungsverhältnis zur Medienöffentlichkeit. Aus der Erfahrung staatlicher Repression gehörten Meinungs- und Pressefreiheit zu ihren wichtigsten Forderungen. Gleichzeitig sah sich die Bewegung aber auch durch die Öffentlichkeit in Gefahr und wähnte sich umgeben von einer übermächtigen liberalen und konservativen Presse. Ziel des Forschungsprojekts ist es, am Beispiel der deutschen Sozialdemokratie im internationalen Kontext das Verhältnis der Arbeiterbewegung zur Öffentlichkeit als Konfliktgeschichte um Demokratie zu rekonstruieren. Dazu verfolgt es die Fragestellungen, welche idealen Vorstellungen von Öffentlichkeit die Arbeiterbewegung entwickelte, welche Praktiken und medienpolitischen Konzepte sie verfolgte, und in welchem Verhältnis sie zu den Medien der bürgerlichen Öffentlichkeit stand. Dazu werden in drei Teilprojekten Publikationen und Archivalien von Akteuren der Medien- und Bildungsarbeit und der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei sowie bürgerliche Zeitungen und Zeitschriften ausgewertet.