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Am 14. Januar 2025 war SPIEGEL-Rechercheurin Juliane Löffler zu Gast im Seminar „Recherchieren“ des Masterstudiengangs Journalismus. Sie sprach zum Thema „Recherchieren über Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt – Verdachtsberichterstattung und Quellenschutz“.

Juliane Löffler hat seit Beginn der #MeToo-Enthüllungen 2017 zum Thema recherchiert und publiziert. Federführend war sie an Recherchen zu Julian Reichelt (damals BILD-Chefredakteur) und Till Lindemann (Rammstein) sowie vielen weniger prominenten Fällen beteiligt. Vom Medium Magazin wurde sie zur „Journalistin des Jahres 2021“ gekürt. Jüngst veröffentlichte sie das Sachbuch „Missbrauch, Macht & Medien – Was #MeToo in Deutschland verändert hat“ (DVA, München 2024). Im Seminar wurde sie von den Masterstudierenden Magdalena Oppitz und Lena Schega zu ihren Erfahrungen und Ansichten befragt.

„Seit 2017 hat sich die Berichterstattung über MeToo-Fälle extrem professionalisiert“, erzählte Juliane Löffler. Rechercheur:innen hätten gelernt, wie man mit traumatisierten Betroffenen umgeht und korrekte Verdachtsberichterstattung betreibt: mit ausreichend Belegen und Indizien, mit detaillierter Konfrontation der Beschuldigten und mit Konjunktiv-Formulierungen über das mutmaßliche Geschehen, das allzu oft in 1:1-Situationen passiert ist und für das es dann keine weiteren unmittelbaren Zeugen gibt. In den Medienhäusern sei das Bewusstsein gewachsen, wie relevant diese Storys sind: „Man hat dort gelernt, dass das keine Sex-Geschichten sind, sondern Geschichten über Machtmissbrauch und Gewalt – und steckt nun mehr personelle Ressourcen hinein.“

Die intensive Arbeit mit den Betroffenen als hauptsächliche Quellen hinterlässt auch Spuren bei den Journalist:innen. „Wichtig ist es, sich Belastungen einzugestehen und nicht vor den Vorgesetzten als Super-Journalistin dastehen zu wollen, der das alles nichts ausmacht“, betonte Juliane Löffler. Dann könne man sich Unterstützung holen, etwa durch psychologische Supervision. „Medienhäuser haben hier auch eine Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitenden, die man einfordern kann.“ Hilfreich seien für sie und ihre Kolleg:innen vor allem die Angebote des Dart Center for Journalism and Trauma gewesen. Außerdem findet Löffler die Nachbereitung von Veröffentlichungen wichtig: „Ich führe oft eine Art Abschlussgespräch mit meinen Quellen: Wie ist die Veröffentlichung gelaufen, wie geht es ihnen jetzt, wie geht’s weiter? Das hilft mir und auch den Quellen, sich nach einer Recherche wieder neuen Themen zu widmen.“