Nachricht vom

Ann-Kathrin Lautenschläger, Absolventin des Masterstudiengangs Journalismus, und Maria Hendrischke, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität, haben untersucht, wie genau und warum Medienhäuser in Deutschland agile Arbeitsmethoden wie Design Thinking, Scrum und Kanban in den Berufsalltag integrieren. Die Ergebnisse der Studie wurden nun veröffentlicht.

Flache Hierarchien, flexible Workflows und rollenbasierte Teamarbeit sind Kernelemente von agilem Arbeiten. Agile Arbeitsmethoden stammen aus der Softwareentwicklung, halten nun aber auch im Journalismus als Prozessinnovationen Einzug. Diese Studie erhebt den Ist-Zustand und untersucht, wie deutsche Medienhäuser agile Arbeitsmethoden in den redaktionellen Arbeitsalltag integrieren. Dafür wurden zwölf agil arbeitende Projektverantwortliche in deutschen Medienunternehmen bereits im Sommer 2022 in Leitfadeninterviews zu ihren Erfahrungen, Wünschen und ihrer Kritik zu agilem Arbeiten im Journalismus befragt. 

Die Ergebnisse zeigen, dass das Einführen agiler Organisations- und Führungsformen meist eine Reaktion auf die digitale Transformation und damit einhergehenden, auch wirtschaftlichen Herausforderungen in Medienhäusern sind. Meist fiel die Implementierung der neuen Arbeitsweisen mit der Corona-Pandemie bzw. Homeoffice-Regelungen zusammen, die bisherige Arbeitsgrundsätze aufbrachen und flexibilisierten. Als Ziele der Einführung wurden die Existenzsicherung des Unternehmens durch Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und ein stärkerer Publikumsfokus genannt.  

In den Interviews zeigte sich, dass agile Methoden für redaktionelle Arbeit adaptiert werden. Meist werden nur einzelne Aspekte einer Methode angewandt – oder für spezifische Arbeitsprozesse, z.B. Design Thinking für Formatentwicklung. Die Projektverantwortlichen beschreiben als Effekte der Einführung agiler Methoden mehr Transparenz und Konstruktivität in Medienunternehmen, außerdem motiviertere und teils auch produktivere Teams sowie eine weniger hierarchische Führungskultur. Jedoch betonen sie auch, dass Mitarbeitende von den Methoden teils überfordert und abgeschreckt waren – und dass das heterarchische agile Arbeiten in Medienhäusern mit eingefahrenen und hierarchischen Strukturen kollidiert. 

Hervorgegangen ist die Studie aus der Masterarbeit von Ann-Kathrin Lautenschläger im Studiengang M.Sc. Journalismus. Die Ergebnisse wurden bei der DGPuK-Fachgruppentagung der Medienökonomie „Alles rational? Der menschliche Faktor in Medienorganisationen“ im September 2024 in Mainz der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Im Mai 2025 wurde die Studie in den Proceedings zur Tagung veröffentlicht. Die Open-Access-Publikation ist unter dem Titel „Agiles Arbeiten im Journalismus: Einführung, Anwendung und Effekte von agilen Methoden in deutschen Medienhäusern“ (herausgegeben von M. Bjørn von Rimscha, Gianna Ehrlich und Robin Riemann) erschienen.

DOI: https://doi.org/10.21241/ssoar.102047