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Rüdiger Steinmetz, Universitätsprofessor für Medienwissenschaft und Medienkultur im Ruhestand, war 1992 der erste neuberufene Professor des gerade eingerichteten Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig und dessen erster Geschäftsführender Direktor.

Geboren 1952 in Göttingen, war er nach dem Studium in Göttingen zunächst Volontär und anschließend Redakteur der Braunschweiger Zeitung/Osteroder Kreis-Anzeiger. 1979 wechselte er als Wissenschaftlicher Assistent an die Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München und wurde 1983 mit einer Arbeit zum „Studienprogramm des Bayerischen Rundfunks“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert. Nach einer 1991 abgeschlossenen Habilitation zum Thema „Freies Fernsehen. Kommerzialisierung und Rundfunkfreiheit im Verständnis der Adenauer-Regierungen“ an der Philipps-Universität Marburg wurde er 1992 nach Leipzig berufen. Hier hat er sich fortwährend und in mehreren Funktionen um das Institut, die Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie und die Universität als Ganze verdient gemacht.

Rüdiger Steinmetz ist neben seinem umfangreichen Engagement in Wissenschaft und Lehre mit seinen Vorhaben und Projekten stets ein offener Brückenbauer und Innovator gewesen, der journalistische Praxis und Forschung, medienpolitischen Diskurse, Filmanalyse und Filmtheorie sowie hermeneutische und sozialwissenschaftliche Methoden kreativ verbunden hat. 1995 war er Mit-Gründer und anschließend auch langjähriger Programmdirektor von mephisto 97.6, dem Lokalradio der Universität Leipzig.  Darüber hinaus war er zeitweise Direktor des ZMK – Zentrum für Medien und Kommunikation und bis 2017 Studiengangsverantwortlicher des Master-Studiengangs „New Media Journalism“ an der Leipzig School of Media (LSoM) sowie Gastprofessor Gastprofessor an der Scripps School of Journalism der Ohio University (Athens, USA) und an der University of Otago, Dunedin (Neuseeland). Seit 2010 ist er gewählter Sachverständiger des Medienrats der Sächsischen Landesanstalt für Privaten Rundfunk und Neue Medien (SLM).

Mit Blick auf seine gesamte Vita hat Rüdiger Steinmetz stets angewandte (vor allem journalistisch fundierte) Medienpraxis und theoretisch-systematische Medienforschung auf vielfältige Weise verbunden. Er hat Generationen von Studierenden für Film und Fernsehen begeistert sowie die akademischen Karrieren von Mitarbeitenden in diesem Forschungszweig mit ganzer Kraft unterstützt und stets auch eine enge Verbindung in die Medienpraxis gehalten. Diese Verbindungen öffneten Türen für Studierende, etwa mephisto als Sprungbrett für angehende Journalistinnen und Journalisten oder die Kooperation mit dem MDR, in dessen Magazin UNICATO an der Professur entstandene Filmarbeiten gezeigt wurden und den Studierenden berufliche Wege in die Film- und Fernsehproduktion ebneten. Ab 2005 erschienen im Zweitausendeins-Verlag die mehrfach preisgekrönten und von ihm konzipierten und umgesetzten Lehr-DVDs „Filme sehen lernen 1-3“, die ein interaktives und mit Beispielen veranschaulichtes Lernen von Filmpraxis und -analyse ermöglichen.

Im Bereich der Medienforschung war er unter anderem Initiator und von 2001 bis 2007 Sprecher der DFG-Forschergruppe „Programmgeschichte des DDR-Fernsehens“ (Universität Leipzig, Universität Halle-Wittenberg, Humboldt-Universität Berlin, Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg) sowie Leiter des Teilprojekts „Dokumentarische Genres“ und Co-Leiter des Teilprojekts „Kulturpolitische Rahmenbedingungen“. Darüber hinaus hat er die Erforschung des sächsischen Lokalfernsehens in der frühen Nachwendezeit angeschoben, die 2018 mit der Gründung des Leipziger Instituts für Heimat- und Transformationsforschung (LIHT) einen institutionellen Rahmen erhielt.

Zum 31. August 2018 schied Rüdiger Steinmetz aus dem aktiven Universitätsdienst aus, was jedoch nicht bedeutet, dass er weniger aktiv ist. Davon zeugt zum Beispiel sein aktuelles Projekt Heimat heute - oder: Jeder hat sein Nest im Kopf. Transformationen ins vereinte Deutschland im Spiegel sächsischer Lokal-Fernsehprogramme (1990-1995) und ihre heutige Relevanz, das 2019-2021 durch die Sächsische Staatsregierung in dem Programm „Revolution und Demokratie“ gefördert wurde. Die daraus entstandene und durch ihn mit-kuratierte Wanderausstellung Land im Umbruch geht nach Stationen in Torgau und Marienberg im kommenden Jahr auf weitere Reisen.

Rüdiger Steinmetz hat mit Ideen, Kreativität, Wissen, Leidenschaft und Ausdauer ein großes Stück der Geschichte des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft mitgeschrieben.

Herzlichen Dank und alles Gute zum 70. Geburtstag wünscht im Namen des Instituts

Prof. Dr. Markus Beiler,
Geschäftsführender Direktor