Nachricht vom

Bernd Schorb, Universitätsprofessor im Ruhestand, war von 1994 bis 2013 Professor für Medienpädagogik und Weiterbildung am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig. Darüber hinaus war er zwölf Jahre lang der Direktor des Zentrums für Medien und Kommunikation (heute Zentrum für Medienproduktion) sowie einer der Gründer und anschließend auch langjähriger Programmdirektor von mephisto 97.6, dem Lokalradio der Universität Leipzig.

1947 in Wertheim geboren, studierte Bernd Schorb an der Ludwig-Maximilians-Universität München Pädagogik, Politikwissenschaft, Psychologie, Soziologie und Zeitwissenschaften und promovierte 1975 mit einer Arbeit über „Leistung und Sozialisation“.  Von 1976 bis 1994 war Schorb Direktor des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis München und von 1994 bis 2017 Vorsitzender des Vereins JFF, dem Träger des Instituts. Im Rahmen der vielen Forschungsprojekte, die er hier gemeinsam mit Helga Theunert realisierte, hat er mit seinem methodologischen Ansatz des Kontextuellen Verstehens der Medienaneignung aufschlussreiche Zugänge zu den vielschichtigen Medienwelten von Kindern und Jugendlichen entwickelt. 1994 habilitierte er sich an der Fakultät für Pädagogik der Universität Bielefeld, bevor er anschließend dem Ruf aus Leipzig folgte. Seine Habilitationsschrift „Medienalltag und Handeln. Medienpädagogik in Geschichte, Forschung und Praxis“ wie auch seine – inzwischen in sechster Auflage und zweiter Herausgeber*innen-Generation publizierten – Grundbegriffe der Medienpädagogik zählen zweifellos zu den vielzitierten Grundlagen seines Fachs.

Schorbs Name ist untrennbar mit den Begriffen Medienkompetenz und Medienaneignung verbunden. Seit den 1970er Jahren tritt er für eine neue Medienpädagogik ein, die am Menschenbild des handelnden Subjekts orientiert ist und die dessen mehrfach interdependentes Verhältnis mit Medien, verstanden als historisch gewordene gesellschaftliche Artikulationen, analysieren, erklären und praktisch moderieren kann.

Neben seiner Tätigkeit als Universitätsprofessor kann Bernd Schorb auf eine lange Reihe an weiteren Aktivitäten und Funktionen zurückblicken. Er gründete zusammen mit Harmut Warkus 1999 den Medienpädagogik e. V., den Träger der VISIONALE LEIPZIG, und ist Gründungsmitglied des Vereins Gesellschaft-Altern-Medien (GAM e. V.). Seit 1997 ist er kooptiertes Mitglied an der Fakultät für Erziehungswissenschaften der Universität Leipzig. Bernd Schorb ist zudem Mitherausgeber der Zeitschrift merz. medien + erziehung, des Journals Medien & Altern. Zeitschrift für Forschung und Praxis sowie der Schriftenreihe „Gesellschaft – Altern – Medien“.

Bernd Schorb hat als Professor mit seinem Engagement, seiner Expertise und seiner Leidenschaft nicht nur die Geschichte des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft über viele Jahre mitgeschrieben, sondern auch einen großen Anteil daran, dass sich die Medienpädagogik in Leipzig elaborieren, nachhaltig entwickeln und institutionalisieren konnte. In seiner Lehrtätigkeit als Professor für Medienpädagogik motivierte und inspirierte er seine Studierenden immer wieder dazu, sich den Trends gefallsüchtiger Zeitgeister zu widersetzen und sich kritisch-gestaltend in die Gesellschaft einzubringen. Sein Credo „multum non multa“ kann ohne Zweifel auch als Signum seines Schaffens bezeichnet werden.