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Mit Lena Fölsche M.A. und Ingmar Rothe (Dipl. Sprechwiss.) wurden kürzlich zwei Forschende an der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie zur:m Dr. phil. promoviert. Betreut wurden beide Arbeiten von Prof. Dr. Christian Pentzold.

Medienkapital und Mediendoxa

Lena Fölsche M.A. hat bereits im Januar ihre Dissertation mit dem Titel „Mediatisierte Kunstfelder zwischen Autonomie und Heteronomie“ erfolgreich verteidigt („magna cum laude“ – sehr gut). Die Studie befasst sich mit Stellenwert und Bedeutung medialer Praktiken für die berufliche und soziale Position, für Wertbildung und Ansehen von Künstler:innen und Galerien. Auf theoretisch-konzeptueller Ebene entwickelt die Arbeit ein neues Analyseinstrumentarium zur Erforschung von Mediatisierung, das empirisch durch eine qualitative Interviewstudie erprobt, modifiziert und evidiert wurde. In dessen Zentrum stehen die Konzepte Medienkapital und Mediendoxa. Medienkapital beschreibt die strategischen Vorteile, die sich durch Medienbesitz und Medienpraktiken erzielen lassen; Mediendoxa macht die strukturellen Zwänge sichtbar, die Medienbesitz und Medienpraktiken erforderlich machen. Die Arbeit zeigt somit die Dialektik von Mediatisierung auf: Medien und Medienpraktiken bilden sowohl eine Ermöglichungs- als auch eine Anforderungsstruktur für soziales Handeln. Durch ihre Etablierung entstehen neue Hierarchien und Spielregeln, die das (Macht-)Gefüge sozialer Felder verändern. Zweitgutachter der Arbeit war Prof. Dr. Jeffrey Wimmer (Universität Augsburg).

Lena Fölsche hat Publizistik, Deutsche Philologie und Kunstgeschichte in Mainz studiert. Bis März 2024 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig. Zuvor war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte an den Universitäten Chemnitz, Bremen und Lüneburg tätig. Außerhalb der Hochschule arbeitete sie im Marketing des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden und als freiberufliche Journalistin.

Praktiken der interaktiven Aneignung

Mit dem Start des Sommersemesters verteidigte Ingmar Rothe seine Arbeit mit dem Titel „Praktiken der interaktiven Aneignung. Ein Multitouch Tabletop im Ausstellungsraum“ („summa cum laude“ – mit Auszeichnung). In der Studie geht es um ein „Large Interactive Display“ im Museum und die Frage, wie Besuchende der Ausstellung dieses zu einem Teil ihres Rundgangs machen und gemeinsam herausfinden, wie es funktioniert. Über den sehr spezifischen Kontext hinaus zeigt die qualitative Studie, mit welchen Strategien sich Nutzende Medientechnologien kooperativ aneignen. Anders als in gängigen Laborstudien werden Nutzerinnen und Nutzer videogestützt dabei beobachtet, wie sie ein ungewohntes technisches Objekt gemeinsam bedienen und zu verstehen versuchen. Anhand der Ergebnisse kann nicht nur gezeigt werden, wie interaktive Stationen im Museum „funktionieren“. Sie ermöglichen darüber hinaus Rückschlüsse für die Gestaltung von Interactives in Ausstellungen. Zweitgutachterin der Dissertationsschrift war Professorin Dr. Ines Bose (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg). Der analysierte Tabletop kann im Sächsischen Industriemuseum Chemnitz betrachtet und ausprobiert werden.

Ingmar Rothe hat Sprechwissenschaft und Phonetik in Jena und in Halle an der Saale studiert. Er war Mitglied im Graduiertenkolleg „Crossworlds – Connecting real and virtuell social worlds“ (DFG #1781/1) an der Technischen Universität Chemnitz und arbeitet seit Oktober 2020 am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig. Seine Schwerpunkte sind Video-Interaktionsanalyse, mündliche Kommunikation und Wissenschaftskommunikation. Derzeit ist er Mitarbeiter im Teilprojekt Öffentlichkeitsarbeit des SFB 1410 „Hybrid Societies“.