Datum/Uhrzeit: bis Uhr
Art: Kolloquium, Präsenz
Ort: Seminarraum des Historischen Seminars (GWZ - H4 2.16), Beethovenstraße 15, 04107 Leipzig
Referent:in: Daniel Ellwanger

Im interdisziplinären Kolloquium des Instituts für Kulturwissenschaften werden regelmäßig Vorträge von Gästen sowie Projektvorstellungen der Mitarbeitenden des Instituts diskutiert. Diesmal spricht Daniel Ellwanger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kollegforschungsgruppe "Multiple Secularities" der Universität Leipzig, zu "Ausweitung der Glaubenszone? Forschungsnotizen zur Soziologie des europäischen Katholizismus"

Die spezifischen Charismen, die christliche Kultorte in Form von göttlicher Gnade oder religiöser Heilung in Aussicht stellen, scheinen auch in der Moderne begehrt zu sein - vielleicht sind sie sogar ein Produkt der Moderne selbst. Der Vortrag widmet sich dem bis heute stark frequentierten katholischen Wallfahrtsort Lourdes als Fallbeispiel, um zu zeigen, wie religiöses Charisma als Praxis der Materialisierung religiöser Vorstellungswelten und Kommunikation durch Medien der Präsenz auf die Konstitution körperlich-sinnlicher Erfahrung zielt. Gerade das katholische Christentum kennt eine Vielzahl solcher materieller Medien der Präsenz, die religiöse Erfahrung etwa in Form von Heilung für die Gläubigen verfügbar machen. Der Vortrag nimmt daher religiöses Heilen als Prisma, um religionsgeschichtliche und gegenwärtige Konfliktlinien und Selbstverständnisse zu untersuchen, die durch spezifische Grenzziehungen in einer katholischen Heilsökonomie hervorgebracht werden. Denn in den Auseinandersetzungen um Heilung werden religiöses Wissen ausgetauscht, soziale Erwartungen konstituiert, religiöse Praktiken autorisiert und institutionalisiert sowie Schlussfolgerungen über den Glauben, das Wirken Gottes und heiliger Mittler gezogen. Grenzziehung bezieht sich hier auf die sozial und historisch variable und damit soziologisch untersuchbare Art und Weise, wie die Beziehungen zwischen Menschen, Göttern und heiligen Mittlern in der Kultur strukturiert sind, auf die Möglichkeiten und Grenzen dessen, was Christ*innen in Bezug auf Heil und Heilung tun, fühlen, sagen oder sich vorstellen können, und auf die Strategien, wie Ausschlüsse und Zugehörigkeiten imaginiert und vollzogen werden.

Teilnahme

  • Im Sommersemester 2025 werden die Veranstaltungen des Institutskolloquiums nur in Präsenz durchgeführt. Interessierte kommen in den Seminarraum des Historischen Seminars (GWZ - H4 2.16)
  • Bei Rückfragen schreiben Sie bitte eine E-Mail an kuwi@uni-leipzig.de

Autor: Jana Hrach