Datum/Uhrzeit: bis Uhr
Ort: HS 2010 (EG), GWZ, Beethovenstr. 15, 04107 Leipzig
Veranstaltungsreihe: Philosophisches Kolloquium

Vortrag im Rahmen des Philosophischen Kolloquiums.

Der Vortrag geht dem Verdacht nach, dass Kants dritte Kritik uns helfen kann, genauer zu verstehen, was es heißen könnte, der Mensch sei ein Gattungswesen. Dass wir und wie wir Gattungswesen sind, zeigt sich, wie Marx an einer Stelle der Pariser Manuskripte notiert, an unserer Fähigkeit nach Gesetzen der Schönheit zu formieren. Dieser Gedanke, den Marx zunächst nicht weiter erläutert, lässt sich im Rückgang auf die dritte Kritik eingehender entwickeln. Gemäß der dritten Kritik zeichnet es den Menschen aus, nicht bloß das Annehmliche zu kennen, wie andere vernunftlose Tiere, oder das Gute, wie andere Vernunftwesen, sondern auch das Schöne, das sich nur tierischen und doch vernünftigen Wesen zeigt. Ich werde in meinem Vortrag im ersten Schritt an Marx‘ Begriff des Gattungswesen und seine ästhetische Dimension erinnern, bevor ich in einem zweiten Schritt nachzeichne, inwiefern man den von Marx bloß angedeuteten ästhetischen Zugang zum Gattungswesens durch Kant genauer entfalten kann. Es wird sich dabei zeigen, dass Kants Erläuterung des Ästhetischen es uns erlaubt, das Selbstverhältnis, das Verhältnis zur Natur und das Verhältnis zu anderen genauer zu charakterisieren, dass Gattungswesen auszeichnet. Im dritten Schritt werde ich umreißen, in welcher Weise Kants Begriff der schönen Kunst dazu dient, die Verwirklichung unserer Selbst als Gattungswesen zu erhellen. Schließen werde ich mit einem kurzen Resümee der erschließenden Leistung und der Grenze von Kants ästhetischer Untersuchung des Gattungswesens.

Zur Person:

Thomas Khurana ist Professor für Philosophie an der Universität Potsdam und leitet das dortige Center for Post-Kantian Philosophy. Zu seinen Veröffentlichungen zählen: The Philosophy of Recognition, hrsg. mit Matthew Congdon, London: Routledge 2025 (im Erscheinen); „Genus-Being: Marx’ Dialectical Naturalism“, in: Nature and Naturalism in Classical German Philosophy, hrsg. v. Luca Corti & Johannes-Georg Schülein, London: Routledge 2022, 246–278; Das Leben der Freiheit: Form und Wirklichkeit der Autonomie Berlin: Suhrkamp 2017.