In the following, we present the doctoral projects of doctoral students supervised by lecturers at the Institute of Philosophy.
Vernünftige Subjektivität. Kants Konzeption theoretischer und praktischer Selbstbestimmung und die Idee Künstlicher Intelligenz
In Debatten zu Künstlicher Intelligenz wird diskutiert, ob KI-basierte Systeme moralisch handeln können oder inwieweit sie mithilfe von Errungenschaften wie dem Deep Learning und künstlichen neuronalen Netzwerken sich immer mehr der menschlichen Intelligenz annähern. Nach Kant sind menschliche Intelligenz im Sinne von spezifischen kognitiven Fähigkeiten und (Selbst)-bewusstsein sowie die Fähigkeit, moralisch zu handeln, unmittelbar miteinander verbunden. Grundlegend für ein moralisches Miteinander ist die gegenseitige Anerkennung als vernünftige Subjekte – in einer direkten Zusammenkunft aber auch im gesellschaftlichen Zusammenleben nach Gesetzen. Ich möchte daher der Frage nachgehen, was es bedeuten würde, eine Künstliche Intelligenz als vernünftiges Subjekt anzuerkennen.
Mithilfe der Kritik der reinen Vernunft werde ich erarbeiten, was es bedeutet, ein rationales und selbstbewusstes Subjekt zu sein und diskutieren, was eine KI können müsste, um rational und selbstbewusst aufzutreten. Danach möchte ich mit der Kritik der praktischen Vernunft zeigen, dass das moralische Subjekt unmittelbar aus dem rationalen Subjekt folgt – es handelt sich also um ein und dasselbe Subjekt. Ich erörtere hierbei, was es bedeutet, selbstbestimmt und somit moralisch auftreten zu können und diskutiere die Möglichkeit zur Selbstbestimmung von Künstlicher Intelligenz.
Nach der Analyse, was es bedeutet ein rationales Subjekt und somit auch ein moralisches Subjekt zu sein, setze ich mich im Kontext der Kritik der Urteilskraft damit auseinander, welche Rolle in Bezug auf Rationalität, Selbstbewusstsein und Selbstbestimmtheit, der dort von Kant aufgeführte Lebewesensbegriff spielt. Mein Ziel ist es zu zeigen, dass Rationalität und Moralität, obwohl sie einen vermeintlichen Kontrast zur Natur darstellen könnten, letztendlich an den Naturbegriff, genauer gesagt an den des Lebewesens, gebunden sind.
Was würde das für die Frage nach der KI bedeuten? Eine KI als vernünftiges Subjekt anzuerkennen, hieße nicht nur, ihr Rationalität, Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung zuzuschreiben, sondern sie als Lebewesen anzuerkennen. Damit ließe sich zeigen, dass unabhängig davon, wie leistungsfähig KIs sind oder in Zukunft sein werden, wir sie niemals als vernünftiges Subjekt anerkennen können, da sie keine Lebewesen sind. In der Frage nach einem moralischen Miteinander allgemein würden Begriffe wie Leben, Organismus und Körperlichkeit zudem eine höhere Stellung einnehmen.
Jana Baum wird von Frau Professorin Andrea Kern am Institut für Philosophie betreut.
Zur Person
Vernünftige Subjektivität. Kants Konzeption theoretischer und praktischer Selbstbestimmung und die Idee Künstlicher Intelligenz
In Debatten zu Künstlicher Intelligenz wird diskutiert, ob KI-basierte Systeme moralisch handeln können oder inwieweit sie mithilfe von Errungenschaften wie dem Deep Learning und künstlichen neuronalen Netzwerken sich immer mehr der menschlichen Intelligenz annähern. Nach Kant sind menschliche Intelligenz im Sinne von spezifischen kognitiven Fähigkeiten und (Selbst)-bewusstsein sowie die Fähigkeit, moralisch zu handeln, unmittelbar miteinander verbunden. Grundlegend für ein moralisches Miteinander ist die gegenseitige Anerkennung als vernünftige Subjekte – in einer direkten Zusammenkunft aber auch im gesellschaftlichen Zusammenleben nach Gesetzen. Ich möchte daher der Frage nachgehen, was es bedeuten würde, eine Künstliche Intelligenz als vernünftiges Subjekt anzuerkennen.
Mithilfe der Kritik der reinen Vernunft werde ich erarbeiten, was es bedeutet, ein rationales und selbstbewusstes Subjekt zu sein und diskutieren, was eine KI können müsste, um rational und selbstbewusst aufzutreten. Danach möchte ich mit der Kritik der praktischen Vernunft zeigen, dass das moralische Subjekt unmittelbar aus dem rationalen Subjekt folgt – es handelt sich also um ein und dasselbe Subjekt. Ich erörtere hierbei, was es bedeutet, selbstbestimmt und somit moralisch auftreten zu können und diskutiere die Möglichkeit zur Selbstbestimmung von Künstlicher Intelligenz.
Nach der Analyse, was es bedeutet ein rationales Subjekt und somit auch ein moralisches Subjekt zu sein, setze ich mich im Kontext der Kritik der Urteilskraft damit auseinander, welche Rolle in Bezug auf Rationalität, Selbstbewusstsein und Selbstbestimmtheit, der dort von Kant aufgeführte Lebewesensbegriff spielt. Mein Ziel ist es zu zeigen, dass Rationalität und Moralität, obwohl sie einen vermeintlichen Kontrast zur Natur darstellen könnten, letztendlich an den Naturbegriff, genauer gesagt an den des Lebewesens, gebunden sind.
Was würde das für die Frage nach der KI bedeuten? Eine KI als vernünftiges Subjekt anzuerkennen, hieße nicht nur, ihr Rationalität, Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung zuzuschreiben, sondern sie als Lebewesen anzuerkennen. Damit ließe sich zeigen, dass unabhängig davon, wie leistungsfähig KIs sind oder in Zukunft sein werden, wir sie niemals als vernünftiges Subjekt anerkennen können, da sie keine Lebewesen sind. In der Frage nach einem moralischen Miteinander allgemein würden Begriffe wie Leben, Organismus und Körperlichkeit zudem eine höhere Stellung einnehmen.
Jana Baum wird von Frau Professorin Andrea Kern am Institut für Philosophie betreut.
Zur Person
Die Lokalität des Vollzugs als Grundproblem des Geltungsanspruchs von Wissen in der Monadologie G. W. Leibniz'
Das Dissertationsprojekt bemüht sich anhand der leibnizschen Monadologie um eine Argumentation für die Verbegrifflichung lebendiger Spontanität und kreativer Personalitität als lokal-subjektive Praxisformen und Bedingung einer rationalen, im Sinne einer begründeten oder gerechtfertigten Natur- und Geisteswissenschaft. Sie wendet sich damit gegen jeden wissenschaftlichen Anspruch auf eine ultimative Totalperspektive, wie er Leibniz bisweilen zu Unrecht unterstellt wird. Vielmehr laufen Leibniz' Überlegungen zum Substanzbegriff darauf hinaus, gegen eine bloße Wissenschaft more geometrico den Primat des lokalen Vollzugs als Grundbedingung jeder wissenschaftlichen Geltung anzuerkennen. Das Projekt wird von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert.
Zur Person
In der Dissertation wird gefragt, wie Erkenntnistheorie möglich ist. Diese Frage wird in der gegenwärtigen Forschung zumeist übergangen. Sofern die Frage doch gestellt wird, sieht sich die gegenwärtige Erkenntnistheorie vor ein Dilemma gestellt, das mit dem Umstand verbunden ist, dass sie wesentlich Selbsterkenntnis sein soll: Entweder kann verständlich gemacht werden, wie die Erkenntnistheorie objektiv-wahre Selbsterkenntnis sein kann, aber dann kann nicht verstanden werden, wie derjenige, der Erkenntnistheorie betreibt, Erkenntnis von sich Selbst erwirbt. Oder es kann verständlich gemacht werden, wie es sich bei der Erkenntnistheorie um Selbsterkenntnis handelt, aber dann kann nicht mehr verstanden werden, wie das Resultat der Erkenntnistheorie eine objektiv-wahre Erkenntnis zu sein vermag.
In Hegels Phänomenologie des Geistes wird eine Antizipation der gegenwärtigen Problematik erkannt, die sowohl das Dilemma sieht, als auch auf diese eine eigenständige und heute vergessene Antwort gibt. Diese Antwort soll entwickelt werden, indem in einem ersten Schritt der gegenwärtige Diskurs am Leitfaden des Gangs von Hegels Phänomenologie rekonstruiert und kritisiert wird. Sodann wird in einem zweiten Schritt Hegels eigener Vorschlag zur Lösung des Dilemmas geprüft. Dieser besteht darin, die Selbsterkenntnis als Er-Innerung zu denken und sie somit zugleich als selbstbezüglich und als objektiv-wahr zu konzipieren.
Zur Person
Zu Verantwortung und Pflichten von Institutionen in Bezug auf das Weltarmutsproblem
Diese Dissertation befindet sich im Gebiet der praktischen Philosophie und Sozialontologie und versucht die Frage zu beantworten, welche moralischen Verantwortungen und Pflichten in Bezug auf das Weltarmutsproblem den politischen und sozioökonomischen Institutionen zugeschrieben werden können. Aus diesem Grund befasst sie sich mit der Möglichkeit, dass im Kontext der Globalisierung den politischen und sozioökonomischen Institutionen bestimmte moralische Verantwortungen zugeschrieben werden können, aus denen moralische Pflichten für die Lösung des Weltarmutsproblems festgelegt werden können.
Die Arbeit hat zwei Teile, die als „sozioontologisches“ und „ethisches“ Ziel zusammengefasst werden können. Der sozialontologische Teil knüpft an die Diskussion um moralische kollektive Akteure an, wo es darum geht, klarzustellen, inwiefern der Ausdruck „Institutionen“ eine Art moralischer Akteur darstellt, der sich von der Summe der subjektiven Moralitäten aller Mitglieder einer Institution unterscheiden kann. Im ethischen Teil der Arbeit werden die Hauptbegriffe im Rahmen der philosophischen Diskussion um Weltarmut behandelt, nämlich, Verantwortung und Pflicht. Der ethische Teil setzt sich dann mit der aktuellen Debatte auseinander, inwiefern und unter welchen Umständen kollektive Akteure (Institutionen) verantwortlich für die Weltarmut sein können, beziehungsweise ob sie gewisse Pflichten in Bezug auf Weltarmut zu erfüllen haben.
Zur Person
The Kantian Pedagogic Tension as a Paradox of Autonomy
At the heart of my project is an attempt to address a critical problem whose roots extend to the very beginning of the history of ethics: the question of whether or not virtue can be taught. I engage a particular iteration of the problematic, namely the apparent contradiction between moral education and moral autonomy, which is referred to in the philosophy of education as the „Paradox of Moral Education”. Specifically, the project explores the paradox as it is expressed as a radical incongruity between Kant’s philosophy of moral education and his moral philosophy, which I call the „Kantian Pedagogic Tension”. My work demonstrates that the tension which arises between the two is a manifestation of the more fundamental problem of the Paradox of Autonomy and, understood as such, can be resolved by rethinking what it means for autonomy to function as the cornerstone of moral agency.
My work puts forward a singular response to all four matters—the Paradox of Autonomy, the Kantian Pedagogic Tension, the Paradox of Moral Education, and the question of the teachability of virtue—which are at play with each other: that the unity of law and freedom characteristic of Kantian moral autonomy provides a sufficient framework to dispel these tensions. That is to say, my approach to resolving the paradoxes is to demonstrate that there are no paradoxes at all. I argue that the centrality of freedom as autonomy to the concept of moral agency neither precludes the possibility nor diminishes the importance of moral education in the formation of moral agents. It is my contention that the Kantian Pedagogic Tension only arises as a result of a commitment to a particular understanding of laws of autonomy, namely the widespread conception of it as characterized by its origin, and that an alternative interpretation of it, specifically as characterized by its form, can undermine the contradiction. Interpreting autonomy in the latter manner makes the concept of moral education not only possible but also redeems its necessity. This way, moral education avoids being an absurd process by which one heteronomously shapes autonomy and instead is a continuous, singular practice of freedom.
My project takes one step towards telling the socio-historical story of the development of Kantian moral autonomy, which the apriority of Kant’s moral philosophy is understood as interdicting. The unity of freedom, self-consciousness, and reason in Kant’s thought, however, requires that we rethink not only the function of moral education and the nature of freedom but also the constitution of self-consciousness and reason. In awarding moral education an integral role in the realization of a moral agent’s autonomy, one necessarily also tells a socio-historically situated developmental story of self-consciousness and reason as these three burgeon in a singular movement.
Zur Person
Das Thema des Promotionsvorhaben beschäftigt sich mit der Analogie von Computer und geistigen Fähigkeiten der Menschen. Die aktuelle Entwicklung der KI-Forschung und deren technische Umsetzung erfordern einen systematischen Blick auf den Begriff der künstlichen Intelligenz und auf die Digitalisierungsprozesse der Lebensbereiche. Das Ziel der Arbeit ist es, die Bedingungen der Möglichkeit künstlicher intelligenter Agenten zu untersuchen und die gesellschaftliche Relevanz zu erläutern.
Im ersten Teil der Arbeit werden der Stand der Computertechnologie, die Forschungsdisziplin der künstlichen Intelligenz, und die durch die semantischen Technologien digitalisierte Vernetzung in den Fokus genommen. Die Verwendungsweise der Computeranalogie wird analysiert, um das Selbstverständnis der menschlichen kognitiven Fähigkeit zu thematisieren. Ein nachvollziehbarer Intelligenzbegriff wird untergesucht, der sich auf eine pragmatische Zusammensetzung von Form und Inhalt des Informationsbegriffs bezieht. Im zweiten Teil wird die Diskussion der Intersubjektivität und der inferenziellen Theorie geführt, die als grundlegende Bedingungen der geteilten Wissensform und der darauf basierenden sozialen Interaktionen betrachtet werden. Die Verfahren des pragmatischen Wissens lassen sich als Rechtfertigungsbeziehungen im sozialen normativen Raum begreifen. Schließlich wird überprüft, wie diese Verfahren für soziotechnische Infrastrukturen zu Verfügung stehen könnten, und wie den darauf bestehende Agenten als Teilnehmer der Sozialpraxis relevante Verpflichtungen einzugehen möglich wird.
Feindliche Brüder? - Lehren aus einem Vergleich von Adorno und Foucault für eine kritische Theorie zu Beginn des 21. Jahrhunderts
Dissertation im Bereich Sozialphilosophie, die von Prof. Thomas Kater betreut wird und sich mit zentralen Begriffen in den Werken von Theodor W. Adorno und Michel Foucault befasst. Unter der Zielsetzung der Entwicklung von Aktualisierungspotentialen für eine kritische Gesellschaftstheorie werden drei Kraftfelder untersucht, die durch die Spannung zwischen den Begriffspaaren Macht und Gewalt, Wissen und Ideologie sowie Identität und Subjektivierung entstehen. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass eine Gemeinsamkeit im Problem besteht, die ein systematisches Inbezugsetzen im Sinne der Kritischen Theorie ermöglicht. Gleichwohl versprechen aber die Differenzen die eigentlich erkenntnisfördernden Ansatzpunkte für die anzustrebenden Aktualisierungen zentraler Konzepte der Sozialtheorie zu sein, die auch in die Breite der sozialen Bewegungen wirken können.
Zur Person
Die posthegelianische Debatte über die philosophische Christologie
Das Promotionsvorhaben versteht sich als ein philosophiehistorisches Projekt, das im Umkreis einer signifikanten Lücke in der deutschen Philosophiegeschichtsschreibung intervenieren möchte, auf welche stößt, wer nach den Spuren einer Rezeption jener Debatten sucht, die im Anschluss an die Philosophie von Hegel von Philosophen und Theologen über die Frage des Gottmenschentums, die Personalität Gottes, die Unsterblichkeit der Seele und die religiöse Legitimation der preußischen Staatsform (Stichwort: Christlicher Staat) geführt werden. Die Arbeit lässt sich thematisch an der Schnittstelle von Politischer Philosophie und Theologie bzw. philosophischer Theologiekritik verorten. Sie möchte den Nachweis erbringen, dass die politisch motivierten Religionskritiken der Linkshegelianer ohne eine Rückbindung an die seinerzeit geführten religionsphilosophischen Debatten nicht angemessen begriffen werden können. Dazu sollen die religionskritischen Überlegungen von David Friedrich Strauß, Bruno Bauer, Ludwig Feuerbach und Max Stirner vor dem Hintergrund dieser Debatten interpretativ erschlossen und hinsichtlich ihrer inneren Systematik (Strauß’ mythentheoretische Fundierung, Bauers geschichtsphilosophische Wende, Feuerbachs anthropologische Wende, Stirners sprachkritische Wende) rekonstruiert werden. Darüber hinaus soll nach analogen Denkfiguren in den Theologischen Jugendschriften von Hegel gesucht sowie der Einfluss der linkshegelianischen Religionskritik auf das Werk von Marx diskutiert werden.
Die Arbeit möchte die Debatte über die Folgen von Hegels Philosophie inhaltlich voranbringen, insbesondere im Hinblick auf die Frage nach den Gründen für den von den Linkshegelianern eingeleiteten und von Marx schließlich vollzogenen Übergang von der Theorie zur Praxis..
Zur Person
Genealogie der modernen Natur. Zu Natur und Politik bei White und Hobbes
Die Arbeit untersucht den Zusammenhang von Politik und Naturphilosophie bei den zwei frühneuzeitlichen Autoren Thomas White und Thomas Hobbes. Sie bearbeitet dabei bisher unberücksichtigtes Quellenmaterial in der Auseinandersetzung zwischen modernen naturwissenschaftlichen Methoden und Erkenntnissen auf der einen Seite mit klassisch aristotelischen Positionen auf der anderen Seite. Der erkenntnishorizont bei der Interpretation der Quellen stützt sich auf die von Thomas Kuhn festgestellte Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Die Interpretation über Hobbes' Philosophie der Natur und ihr Zusammenhang mit der politischen Theorie ist stark an Thomas Spragens "Politics of Motion" angelehnt. Es soll der Versuch unternommen werden, die philosophischen Systeme Hobbes' und Whites als zwei alternative Gestalten moderner Naturbegriffe zu lesen und sie auf die Implikationen hin zu untersuchen, die ihre Naturbegriffe auf die Organisation des Staates und der Gesellschaft haben.
Zur Person
Methoden im Philosophie- und Ethikunterricht – eine kritische Untersuchung der Ziele, Inhalte und Verfahren eines wertereflektierenden Unterrichtes
Die Forschungsarbeit ist motiviert durch die Konzeptionen aktueller Lehrwerke für den Ethik- und Philosophieunterricht. Diese beabsichtigen, den Ansatz der Kompetenzorientierung zu realisieren. Fachdidaktisch ist dies insofern problematisch, als es im Wesentlichen zwei unterschiedliche, mehr oder weniger gut begründete Auffassungen zum Verständnis und zur Umsetzung der Kompetenzorientierung gibt. Diese Konzeptionen sollen zunächst rekapituliert und kritisch kommentiert werden. Dabei ist zu klären, welchen Beitrag der Ethik- und Philosophieunterricht für das Bildungs- und Erziehungswesen leisten kann und leisten soll.
Diese bildungsphilosophische Erörterung soll didaktische Prinzipien liefern, welche es erlauben, die bestehenden Verfahren für den Ethikunterricht (phänomenologische, dialektische, hermeneutische, analytische und spekulative Methode) kritisch zu prüfen. Schlussendlich werden aus diesen Ergebnissen die Kriterien entwickelt, welche zur Beurteilung der Qualität der Lehrwerke konsultiert werden können. Der entstehende Kriterienkatalog wird zur Beurteilung der gängigen Lehrwerke verwendet werden. Dabei wird sich herausstellen, ob die Lehrwerke den fachdidaktischen Anforderungen genügen und welche Veränderungen vorgenommen werden müssten, um den didaktischen Prinzipien, den Ansprüchen und Zielen des Ethik- und Philosophieunterrichts zu genügen.
Die Einheit praktischer Rationalität: Recht und Moral bei Kant
Die Dissertation ist ein philosophisches Forschungsprojekt an der Schnittstelle von Moral- und Rechtsphilosophie. Seine Grundlage besteht in einer Spannung im Verhältnis von Moral und Recht: Einerseits handelt es sich um zwei irreduzible normative Ordnungen. Moral lässt sich nicht auf Recht und Recht nicht auf Moral reduzieren. Andererseits aber setzt eine philosophische Theorie praktischer Normativität, insofern sie das Phänomen praktischer Normativität als einheitlichen Forschungsgegenstand betrachtet, einen Zusammenhang von Moral und Recht voraus. Die sich daraus ergebende Frage nach Einheit und Differenz von Moral und Recht ist für uns als Handelnde, die sich an Vorgaben beider gebunden betrachten, fundamental: Sie ist die Frage nach der praktischen Einheit des Subjekts, welches wir sind. Ich möchte diese Frage in Rückgriff auf Immanuel Kant, als paradigmatischem Vertreter einer Theorie praktischer Normativität, welche den Begriff Moral mit dem des Rechts verbindet, klären.
In der Diskussion um Kant ist das Verhältnis von Recht und Moral jedoch notorisch unklar: Die Metaphysik der Sitten artikuliert den Anspruch, Moral und Recht als Elemente einer Theorie praktischer Normativität zu erläutern, aber es ist ungeklärt, wie sie ihn einlöst. Die systematische Frage ist auf diese Weise mit der exegetischen verbunden. In der Klärung der systematischen Frage wird zugleich, weil rechtliche Normen eine Verhältnis von Agent*innen zueinander voraussetzen, die Frage nach der Bedeutung von Intersubjektivität für die praktische Philosophie Kants gestellt. Als Konsequenz der Einheit von Recht und Moral muss auch das moralische Prinzip, der Kategorische Imperativ, in dieser Weise als Bestimmung für Wesen in einem sozialen Zusammenhang, bzw. einen solchen hervorbringend, gedacht werden. In Auseinandersetzung mit Kant-Lesarten, die dies bestreiten, ist das Ziel zu zeigen, dass diese sowohl interpretatorisch als auch systematisch unbefriedigend sind. Ich werde eine alternative Interpretation entwickeln, die einerseits eine gelingende Deutung von Kant zu liefern vermag und andererseits eine überzeugende Antwort auf die Frage nach der Einheit unserer praktischen Rationalität gibt.
Das Promotionsvorhaben wird von Frau Professorin Andrea Kern betreut.
Zur Person
Mein Promotionsvorhaben beschäftigt sich mit der Frage, wie falsches Urteilen möglich ist. Um sich einer Antwort darauf anzunähern, muss nachvollzogen werden, wie unser Erkenntnisvermögen als ein solches zu verstehen ist, das manchmal die Dinge nicht so erfasst, wie sie tatsächlich liegen. Dabei soll innerhalb meines Promotionsprojekts dargelegt werden, dass die Möglichkeit des falschen Urteilens nicht allein durch die Vorstellung ungünstiger Umstände, die unser Erkennen mitunter beeinträchtigen können, zu verstehen ist. Die Vorstellung ungünstiger Umstände reicht anscheinend nicht aus, um die Falschheit von Urteilen zu begreifen, weil diese Vorstellung allein nicht verständlich machen kann, wie wir urteilen können, was nicht der Fall ist. Um also zu verstehen, wie falsches Urteilen möglich ist, wird mein Promotionsvorhaben die logisch-metaphysischen Grundlagen unseres Erkennens so vertiefen, dass ersichtlich wird, wie wir urteilen können, was nicht der Fall ist.
Das Promotionsprojekt wird im Rahmen eines Doktorandenförderplatzes ermöglicht und von Prof. Dr. Sebastian Rödl betreut.
Was denken Grundschülerinnen und Grundschüler über den Klimawandel und wie bewerten sie ihn? – Klimaethische Fragestellungen und gerechtigkeitstheoretische sowie verantwortungsethische Dimensionen – Eine deskriptiv-qualitative Untersuchung mit Explorationscharakter –
Was denken Grundschülerinnen und Grundschüler über den Klimawandel? Wie bewerten sie ihn? Welche klimaethischen Prinzipien und Argumente ziehen sie für den Klimaschutz heran? Sehen sie überhaupt eine ethische Verpflichtung und/oder Verantwortung gegenüber dem Klimawandel? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das transdisziplinäre Dissertationsprojekt von Alexandria Krug, in dem es um die Erhebung und Erforschung mentaler Modelle zum Klimawandel von Grundschülern:innen geht. Spezifikum und von großem Forschungsinteresse dieses Projektes sind dabei die klimaethischen und gerechtigkeitstheoretischen sowie verantwortungsethischen Fragestellungen, die sich im Diskurs und in der Bewertung hinsichtlich der Folgen, Handlungen und Maßnahmen bezüglich der Klimawandelproblematik ergeben und wie Kinder dazu Stellung beziehen, Optionen begründen und ein Handeln sowie Verhalten in Bezug zum Klimawandel argumentativ stützen und klimaethisch einschätzen. Durch ein qualitativ-exploratives und deskriptives Design sollen mittels qualitativer, problemzentrierter Einzelinterviews und Concept Maps sowie Kinderzeichnungen in einem philosophischen Gesprächssetting die Vorstellungen und Begründungs- sowie Bewertungsdomänen der Kinder erschlossen werden. Die Datenauswertung und Analyse erfolgt durch die inhaltlich-strukturierende Inhaltsanalyse nach U. Kuckartz, um im Anschluss eine Typenbildung zu vollziehen. Weiterhin sollen adaptive (klimaethische) Gedankenexperimente als didaktische Implikation davon abgeleitet und gestaltet werden. Mit diesem Dissertationsprojekt wird zur erweiternden Fundierung der konzeptionell-fachdidaktischen Forschung und der Ausgestaltung der sachunterrichtlichen Unterrichtspraxis hinsichtlich der kindlichen Vorstellungen zur epochalen Umweltfrage Klimawandel beigetragen, um die sachunterrichtsdidaktische, fachtheoretische und umweltpsychologische sowie BNE-orientierte Forschung anzureichern und transdisziplinär zu vernetzen. Hierin wird die Möglichkeit gesehen, einen Beitrag zu einem zukunftsfähig-nachhaltigen und transformativen Diskurs innerhalb des Anthropozäns zu leisten.
Das Promotionsvorhaben wird von der Heinrich-Böll-Stiftung gefördert und von Frau Professorin Kristina Musholt am Institut für Philosophie betreut.
Das Promotionsprojekt trägt den Arbeitstitel „Die Negation gibt es nicht“ und behandelt die uralte Ambition, eine Definition der Negation leisten zu wollen. Es soll gezeigt werden, dass diese Ambition notwendig frustriert werden muss, da in jedem Versuch, die Negation philosophisch zu fassen, die Negation vorgestellt werden muss, wodurch sie (wenn auch in der abstraktest möglichen Weise) vergegenständlicht wird. Aus dieser Vergegenständlichung ergeben sich die klassischen Rätsel rund um die Negation, die Falschheit und das Nicht-Sein. Diese Rätsel lösen sich erst auf, wenn man versteht, dass die Negation nichts ist, das verstanden oder erklärt werden kann, wenn man also versteht, dass es die Negation in einem ganz grundlegenden Sinne nicht gibt.
Zur Person
Bildung und Freiheit – Zu einer Hegelschen Verhältnisbestimmung
Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle Bildung für das Menschsein überhaupt und die spezifisch menschliche Form der Freiheit spielt. Diese Frage wird in bildungsphilosophischen Diskussionen meistens übergangen. Wenn der Begriff der Bildung nicht gänzlich abgelehnt wird, so ist den meisten Bildungstheorien gemein, dass sie relativ selbstverständlich davon ausgehen, dass Bildung eine gewisse Gestalt der Freiheit ist oder Autonomie zu ihrem Ziel hat.
Selten oder gar nicht wird jedoch danach gefragt, ob wir die Existenz unserer menschlichen Lebensform und die Wirklichkeit unserer Freiheit überhaupt verstehen können, ohne dabei den Begriff der Bildung zu verwenden.
Meine Arbeit ist deshalb im Kontext der Frage nach der sogenannten „anthropologischen Differenz“ verortet. Ich möchte also die Frage stellen, ob der innere Zusammen-hang von Bildung und Freiheit ein wesentlicher zur Erläuterung der menschlichen Lebensform ist und weiter, ob und wie dieser Zusammenhang den Menschen wesentlich von anderen Lebensformen differenziert. Den systematischen Bezugsrahmen meiner Ar-beit bilden dabei sogenannte „transformative Theorien des Geistes“. Zwei Positionen stehen hier einander gegenüber: Theorien der sozialen- und Theorien der natürlichen Freiheit. (a) Die eine Seite versteht Freiheit als das Ziel oder Produkt eines Sozialisationsprozesses. Bildung sei der Gewinn von Autonomie durch Erziehung, – verstanden als die Befähigung durch einen Anderen. (b) Die andere Seite argumentiert dagegen, dass sich nicht sinnvoll nach dem Erwerb von Freiheit fragen lässt. Vielmehr gehört es zur natürlichen Ausstattung des Menschen, seine Lebensform auf selbstbewusste, und damit freie Weise zu verwirklichen. Demnach kann Bildung Freiheit nicht hervorbringen, sondern setzt sie voraus. Ich möchte zeigen, dass Hegel diesen Streit bereits antizipiert hat und wir bei ihm zugleich eine Versöhnung beider Positionen finden.
Die Hauptthese meiner Arbeit, die ich aus diesem Grund durch eine Auseinandersetzung mit Hegel entwickeln möchte, lautet, dass Freiheit
(1) nur durch Bildung eine Wirklichkeit haben kann – Bildung ist demnach die unhintergehbare Form der Verwirklichung von Freiheit – und sich (2) in dieser Bildung Freiheit als die Voraussetzung jedes menschlichen Lebens erweist. Beide Thesen sind für Hegel untrennbar über den Begriff des Selbstbewusstseins verbunden: in der Bildung unseres Selbstbewusstseins machen wir die Freiheit zur Voraussetzung unseres Lebens, indem wir sie zugleich verwirklichen.
Das Dissertationsprojekt wird von Frau Professorin Andrea Kern vom Institut für Philosophie betreut.
Zur Person
Bildung und Freiheit – Zu einer Hegelschen Verhältnisbestimmung
Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle Bildung für das Menschsein überhaupt und die spezifisch menschliche Form der Freiheit spielt. Diese Frage wird in bildungsphilosophischen Diskussionen meistens übergangen. Wenn der Begriff der Bildung nicht gänzlich abgelehnt wird, so ist den meisten Bildungstheorien gemein, dass sie relativ selbstverständlich davon ausgehen, dass Bildung eine gewisse Gestalt der Freiheit ist oder Autonomie zu ihrem Ziel hat.
Selten oder gar nicht wird jedoch danach gefragt, ob wir die Existenz unserer menschlichen Lebensform und die Wirklichkeit unserer Freiheit überhaupt verstehen können, ohne dabei den Begriff der Bildung zu verwenden.
Meine Arbeit ist deshalb im Kontext der Frage nach der sogenannten „anthropologischen Differenz“ verortet. Ich möchte also die Frage stellen, ob der innere Zusammen-hang von Bildung und Freiheit ein wesentlicher zur Erläuterung der menschlichen Lebensform ist und weiter, ob und wie dieser Zusammenhang den Menschen wesentlich von anderen Lebensformen differenziert. Den systematischen Bezugsrahmen meiner Ar-beit bilden dabei sogenannte „transformative Theorien des Geistes“. Zwei Positionen stehen hier einander gegenüber: Theorien der sozialen- und Theorien der natürlichen Freiheit. (a) Die eine Seite versteht Freiheit als das Ziel oder Produkt eines Sozialisationsprozesses. Bildung sei der Gewinn von Autonomie durch Erziehung, – verstanden als die Befähigung durch einen Anderen. (b) Die andere Seite argumentiert dagegen, dass sich nicht sinnvoll nach dem Erwerb von Freiheit fragen lässt. Vielmehr gehört es zur natürlichen Ausstattung des Menschen, seine Lebensform auf selbstbewusste, und damit freie Weise zu verwirklichen. Demnach kann Bildung Freiheit nicht hervorbringen, sondern setzt sie voraus. Ich möchte zeigen, dass Hegel diesen Streit bereits antizipiert hat und wir bei ihm zugleich eine Versöhnung beider Positionen finden.
Die Hauptthese meiner Arbeit, die ich aus diesem Grund durch eine Auseinandersetzung mit Hegel entwickeln möchte, lautet, dass Freiheit
(1) nur durch Bildung eine Wirklichkeit haben kann – Bildung ist demnach die unhintergehbare Form der Verwirklichung von Freiheit – und sich (2) in dieser Bildung Freiheit als die Voraussetzung jedes menschlichen Lebens erweist. Beide Thesen sind für Hegel untrennbar über den Begriff des Selbstbewusstseins verbunden: in der Bildung unseres Selbstbewusstseins machen wir die Freiheit zur Voraussetzung unseres Lebens, indem wir sie zugleich verwirklichen.
Das Dissertationsprojekt wird von Frau Professorin Andrea Kern vom Institut für Philosophie betreut.
Zur Person
Who are we? A new perspective from the world we live in
In contemporary philosophy, the relation of the community and the self has recently been drawing more attention than ever. Is the community something more than the sum of its members? Is the self constituted by virtue of being a member of the community or the precondition thereof? In my Ph.D. project, I will argue that the current debate on these questions is underlied by an implicit presumption of the self as being separated from things in the world, others, and the world itself. This makes the problem about the relation of community and the self extremely puzzling. By drawing on the 4E (embedded, extended, embodied, and enactive) approach about the mind in contemporary phenomenology and philosophy of mind, I urge that a new conception of the self be needed to solve this problem. Nonetheless, the approach’s focus on objects misses out something fundamental that is essential to the relation of the self and the community. By building on Heidegger’s account on Dasein, I argue that the notion of the world, not objects, must be central to our understanding about the nature of the self and its relation to the community.
Das Promotionsprojekt wird von Professorin Kristina Musholt vom Institut für Philosophie betreut.
Über die Grundlagen graphischen Schließens – Ein Beitrag zu intuitiven Lehrformen im Bereich der Mathematik
Charles Sanders Peirce (1839 - 1914) kritisierte die Zeichensprache der Logik dahingehend, dass den Zeichen, die wir verwenden, ihre Bedeutung lediglich durch Konvention bzw. Definition zukomme. Dieser Idee folgend entwickelte er eine Vielzahl an graphischen Kalkülen, allen voran die Existential Graphs. Diese Graphen beinhalten: die Alpha Graphs (für die klassische Aussagenlogik), die Beta Graphs (für die Prädikatenlogik erster Stufe) und die Gamma Graphs (für eine aussagenlogische Modallogik). Obgleich diese Logiken verglichen mit anderen Formen (u.a. Hilbert-Kalküle, Systeme des natürlichen Schließens), wesentliche Unterschiede in der Funktionsweise aufweisen, sind Vollständigkeit und Korrektheit auch für die drei graphischen Kalküle relativ zu ihrer jeweilige Semantik beweisbar. Darüber hinaus liegt ihnen eine sprachphilosophisch motivierte Theorie, die Semiotik, zugrunde. Drei Annahmen sind für meine Arbeit basal: 1) Graphen sind wesentlich schlichter, d. h. es werden weniger Formelzeichen benötigt. 2) Die Formelzeichen und die Regeln der Graphen sind intuitiv zugänglicher. 3) Somit ergibt sich ein enormer didaktischer Nutzen, denn graphische Kalküle lassen sich wesentlich leichter in der Lehre vermitteln. Meine Arbeit umfasst dementsprechend folgende dreifache Fragestellung: Lassen sich im Stile der Peirceschen Graphen auch Kalküle für die intuitionistische Aussagenlogik entwickeln, die (a) adäquat sind, denen (b) eine Semiotik zugrunde liegt und die (c) folglich leichter in der Lehre vermittelbar sind?
Zur Person
Artikulierte Einheit. Kants Wende zum Selbstbewusstsein als Methode kritischer Metaphysik
Die Arbeit widmet sich der Frage, worin die primäre Methode der Philosophie bestehen sollte. Philosophie in ihrem grundlegenden Anliegen ist hier als Metaphysik zu verstehen: als Versuch, herauszufinden, wie es auf allgemeinste Weise mit den Dingen steht und wie sie mit unserem Denken zusammenhängen. In der gegenwärtigen Debatte gibt es zwei methodologische Grundausrichtungen hinsichtlich dieser Aufgabe – den Ansatz der Systematizität und den der Explikation. Für Vertreter:innen eines systematischen Verständnisses ist es Aufgabe der Philosophie als wissenschaftlicher Disziplin, eine explanatorisch überzeugende Theorie vorzulegen, um unser Wissen über ihren Gegenstand zu erweitern – in diesem Fall über den allgemeinsten und grundlegendsten Zusammenhang der Dinge mit unserem Denken. Vertreter:innen des explikativen Ansatzes hingegen sehen hierin eine Verwirrung: Die Philosophie hat ihnen zufolge keinen eigenen Gegenstand, über den es Wissen zu erwerben oder zu erweitern gäbe. Vielmehr muss das Verständnis, nach dem die Philosophie sucht, in einer übersichtlichen und luziden Darstellung dessen liegen, was wir alle bereits wissen, sofern wir Denker:innen sind – es geht allein darum, explizit zu machen, was implizit bereits vorliegt.
Diese methodologische Diskussion prägt neuerdings auch die Debatte darüber, wie Kant richtig zu deuten ist: Entgegen der klassischen Sichtweise auf ihn als mustergültigen Systemdenker wird jüngst wiederholt die Auffassung stark gemacht, das Anliegen seiner Kritik der reinen Vernunft sei eine Diagnose und Explikation unseres Denkens. Diese soll den Verlockungen der klassischen Metaphysik gerade eine Alternative entgegensetzen. Die Hauptthese der Arbeit lautet, dass Kant die derzeitige Streitkonstellation nicht nur antizipiert, sondern bereits eine ingeniöse Auflösung für sie bietet: In seinem Ausgang von der Einheit des Selbstbewusstseins fallen beide Pole zusammen. Metaphysische Systematizität und diagnostische Explikation sind nur als dialektische Wechselmomente eines einzigen philosophischen Unterfangens zu verstehen und zu erreichen: der artikulierten Einheit des menschlichen Denkens.
Zur Person
Nach Sein und Zeit (1927) hat sich Martin Heidegger mit Friedrich Hölderlins Werk intensiv beschäftigt, dessen Dichtung das Werk des Philosophen im nächsten Jahrzehnt maßgeblich inspiriert hat – was jedoch keineswegs etwa heißt, dass dies zu einer Umgestaltung seiner Ontologie zu einem ästhetischen oder literaturwissenschaftlichen Topos hinführt.
Was Heidegger insbesondere bei der Dichtung Hölderlins »entdeckt«, ist die Möglichkeit eines ursprünglichen Sagens vom Seienden und von der Sache der Ontologie bzw. des Denkens: Das Sein. Echte Dichtung sei, so Heidegger, keineswegs etwaiges, bloßes Fantasiespiel, sondern eine »worthafte Stiftung des Seins«, »feste Gründung des menschlichen Daseins auf seinen Grund«.
Im ersten Teil meiner Arbeit Heidegger und das Wesen der Dichtung. Eine kritische Auseinandersetzung werden daher Heideggers Gedanken zum Wesen der Dichtung erörtert. Im ersten Kapitel soll überdies seine Auslegung von Kunst im Allgemeinen nachgezeichnet werden. Kunst ist demnach – als Ereignis von Wahrheit – mithin eine Art, in dem sich das Sein offenbart. Und da das Sein, so Heidegger, der »Grund« unserer Geschichte und deren verschiedener Grundereignisse ist, werde ich auch jene Begriffe, die diesen Grundereignissen entsprechen, aufzuzeigen versuchen. So können Geschichtlichkeit, Geschichte des Seins und dessen epochale Ereignisse dazu gehören. Nach diesem Erklärungszusammenhang werde ich mich dem zuwenden, was Heidegger unter Denken versteht bzw. was es von der Dichtung – beide sind nach ihm »die höchsten Gipfel der Sprache« – unterscheidet.
Im zweiten Kapitel des ersten Teils konzentriere ich mich auf Heideggers Auslegungen vom Dichter und der Dichtung. Die ersten Unterkapitel befassen sich dann mit seiner Hölderlin-Exegese. So stehen Dichtung als worthafte Stiftung des Seins und Dichter qua »himmlischer Blitzableiter« im Mittelpunkt dieses Erklärungszusammenhangs. Überdies stelle ich Heideggers Werkauslegungen von Rainer Maria Rilke, Stefan George und Georg Trakl im Zusammenhang mit anderen, damit einhergehenden Begriffen dar – wie das Geviert.
Missverständnisse über Heideggers Interpretationen des Dichters und der Dichtung sowie grundlegende kritische Nachzeichnungen werden in diesem Kapitel dargestellt.
Erst nachdem ich Heidegger hier habe sprechen lassen, folgt die Kritik im Zusammenhang mit Hölderlin, Rilke und Trakl, diesen drei Dichtern, die für diese Topoi seines Werkes konstitutiv sind. Dazu sind vier Schritte mit einem abschließenden kritischen Fazit erforderlich:
- Das Wer bezieht sich auf den Dichter selbst. Während für Heidegger der Dichter nur ein Medium zwischen Dichtung und Gedicht ist, spielt er m. E. eine grundlegende Rolle in der Herstellung des Gedichtes.
- Das Was besteht in der Analyse des Gedichtes selbst. Hier folge ich Heidegger vollends. Das Gedicht lässt das erscheinen, was der Fall ist; es ist also keine Verwirklichung subjektiver Erlebnisse.
- Das Woher – der schwierigste Zusammenhang – wendet sich der Dichtung selbst zu. Hier setzt die Kritik an Heideggers »Vergeistigung« vom Ursprung des Gedichtes bzw. der Dichtung ein. Leitfaden dieser Kritik ist der Begriff Schmerz, den ich als die ursprünglichste »Bedingung der Möglichkeit« bzw. als »Ursprung« des Gedichtes selbst betrachte.
- Das Wo. Hier geht es um den Ort, in dem uns die Werke Hölderlins, Rilkes und Trakls begegnen. Dabei setze ich mich mit Heideggers Auslegung von »Technik« unter dessen Auslassung von entscheidenden konkreten Bedingungen (darunter von Macht, Geld und entfremdeter Arbeit) auseinander. Hier wird ferner versucht, auf den Zusammenhang von Dichtung und unserer Gegenwart einzugehen.
Zum Schluss werden jene Kritiken an Heideggers vom Wesen des Dichters und der Dichtung dargelegt, die im Zusammenhang mit seiner nationalsozialistischen »Weltanschauung« stehen – besonders im Hinblick auf seine Exegese von Hölderlins Dichtung als »Rettungsmöglichkeit« vor dem »rechnenden Denken«, an dessen Entwicklung, so Heidegger, das »Judentum« »mitschuldig« ist. Alle diesen Kririken werde ich diskutieren.
Das Promotionsvorhaben wird von Frau Professorin Andrea Kern vom Institut für Philosophie betreut.
Der marxistische Arbeitsbegriff, der zunächst in der kritischen Theorie als Sphäre emanzipatorischen sozialen Handelns vorgeschlagen wurde, erwies sich insofern als unzureichend, da er die Beschreibung der gesellschaftlichen Organisation auf ökonomische Kategorien beschränkte. Das Fehlen einer Kategorie des freien Subjekts in diesem Programm verstärkte folglich die Vorstellung von einer absoluten unentrinnbaren Macht. Als Antwort auf diesen ‚ökonomistischen Funktionalismus‘ konzentrieren Habermas und Honneth ihre Analysen auf Interaktionsdynamiken, die mit normativer Universalität ausgestattet sind: Kommunikation und Anerkennung. Wie einige Kritiker bereits festgestellt haben, berücksichtigen diese Vorschläge jedoch nicht die objektiven sozialen Strukturen, die das Leiden verursachen. Wie kann also eine Synthese der subjektiven und objektiven Elemente des sozialen Wesens erreicht werden, ohne in die Gefahr des Determinismus oder der Abstraktion bei der Formulierung von Normen zu geraten? Wie könnte die Struktur des freien Willens in das soziale Wesen einbezogen werden, um daraus normative Standards abzuleiten?
In meiner Dissertation vertrete ich die These, dass der Begriff der Arbeit seine kritische Funktion erfüllen kann, wenn er ausschließlich als Modell der sozialen Praxis, d.h. auf der synchronen Ebene –nicht als anthropologisches oder ontologisches Prinzip– betrachtet wird. Denn sie ist in der Lage, eine ursprüngliche Begegnung zwischen der natürlichen Welt und der Freiheit sichtbar zu machen; eine Begegnung, die ständig eine zweite Natur (Gesellschaft) hervorbringt, die sich dem Subjekt in einer dialektischen Beziehung entgegenstellt. Diese Hegelsche Wiedergewinnung der produktiven Tätigkeit erlaubt es, sie jenseits ihres traditionell zugeschriebenen instrumentellen Charakters, als konstitutiv für Soziales Handeln zu verstehen.
Darüber hinaus enthält diese Tätigkeit, verstanden im Rahmen der Hegelschen Phänomenologie, die normative Struktur, die den Inhalt der Gesellschaftskritik leitet. Die Interaktion mit der Welt und mit Anderen verändert nicht nur die objektive Realität, sondern auch die Akteur*innen; daher ist die gegenseitige Abhängigkeit dieser drei konstitutiven Elemente (Ich-Andere-Welt) eine Voraussetzung für transformative Praxis. Es handelt sich also um eine permanente (Selbst-)Reproduktion, die den grundlegenden Subjekt-Objekt-Widerspruch nicht aufhebt und auf historischem Selbstbewusstsein beruht. Folglich stelle ich in meiner Dissertation auch philosophische Vorschläge in Frage, die den subjektiven Willen im Namen einer transzendenten Einheit (Geist, Vernunft oder soziale Ontologie) verdrängen, sowie solche, die die produktive Tätigkeit durch eine Anthropologie oder eine Sozialgeschichte substantiell universalisieren.
Diese Dissertation wird von Frau Professorin Andrea Kern am Institut für Philosophie betreut.
Zur Person
This thesis is an attempt of reaching an understanding of human action, via exploring the interconnection between Kant and Anscombe. The aspect of human action that Anscombe is concerned with is intentional action, and although Kant is not explicit in this, his practical philosophy no doubt concerns the same aspect of human action. But intentional action, for both Kant and Anscombe, results from a type of knowledge, and how exactly knowledge produces action is the focus of the present thesis.
This knowledge, for Anscombe, is practical knowledge, i.e. ‘the cause of what it understands’. Crudely, what ‘it understands’ is the teleological order of intentional action, a calculation from means to end. And it is ‘the cause’ because practical knowledge accommodates two types of causality, i.e. efficient and final causality, so that the calculation in question is possible. Thus viewed, Anscombe’s scheme for intentional action does not seem too far away from Kant’s. Not only can the teleological order be found in Kant, but also the two types of causality, notably Kant sets humanity, or freedom, as the final end of the teleological order. Therefore, Kant and Anscombe are not really in disagreement here. In effect, I shall argue that their disagreement, whilst significant, does not affect how they view intentional action as such. However, the defining problem here, I think, is ‘efficient causality’. The thought is that, given that prior actions are connected with later actions teleologically, prior actions are therefore efficient causes of the latter. It is questionable, however, what efficient causes are for Kant and Anscombe, and I suggest, at present stage, that the investigation of efficient causality in Kant and Anscombe will lead to a version of the ‘I do what has not yet happened’ account of action.
My doctoral project will be conducted under the supervision of Prof. Dr. Sebastian Rödl.
Zur Person
Lebendiges Selbstbewusstsein. Hegel über die selbstbewusste Form menschlichen Lebens (Arbeitstitel)
Der Mensch ist ein vernünftiges und ein natürliches Wesen. Vernunft und Natur unterliegen scheinbar ihren jeweils eigenen Gesetzmäßigkeiten, weshalb ihr Verhältnis nicht frei von Spannungen ist. In meiner Dissertation frage ich danach, ob und wie die menschliche Natur selbst als vernünftig begriffen werden kann. Den systematischen Ausgangspunkt der Frage bilden die Transformative Theorie der Rationalität sowie Neo-aristotelische Positionen. Laut dieser Theorien kann Vernunft nicht einfach als eine zusätzliche Eigenschaft verstanden werden, die zu unserer sinnlichen Natur hinzuaddiert wird, vielmehr transformiert sie unsere Natur fundamental. Wie ich jedoch zeigen werde, sehen sich Vertreter*innen dieser Positionen vor ein Dilemma gestellt, welches dem Umstand geschuldet ist, dass sie die Genese der vernünftigen Lebensform als abgeschlossen, bzw. vollkommen betrachten, entweder auf der Ebene der ersten Natur oder auf der Ebene der zweiten Natur des Individuums. In Hegels Philosophie des subjektiven Geistes findet sich meines Erachtens nicht nur bereits eine Antizipation dieser Problematik, sondern auch eine bisher nicht diskutierte Alternative, welche dieses Problem zu lösen vermag. Indem Hegel die Genese des Geistes als eine logische denkt – der Geist entwickelt durch die Hervorbringung seiner eigenen Stufen seinen eigenen Begriff –, ist die spezifische Form menschlichen Lebens auf zweifache Weise vermittelt. Vernünftiges Leben weist eine spezifische logische Form auf, die sich jedoch in unterschiedlichen Lebensformen manifestiert, da die logische Form selbst durch unzählige Transformationen, d.i. Form-Übergänge, vermittelt ist. Es ist in diesem Sinne durchaus richtig, dass das menschliche Leben seine distinkte Form bereits von Anfang an besitzt, es hat sie aber nur als die Form seiner eigenen Transformativität, die durch einen Prozess seiner eigenen Bildung Realisierung erfahren muss.
In meinem Dissertationsprojekt möchte ich in einem ersten Schritt negativ die Antizipation und Kritik der gegenwärtig geführten Debatte in Hegels Philosophie nachzeichnen, um dann in einem zweiten Schritt dessen Alternative positiv zu entwickeln. Hierbei werde ich sowohl eine Kritik am gegenwärtigen Verständnis des Formbegriffs herausarbeiten, als auch zeigen, dass wir die Frage nach der Wirklichkeit und der Einheit geistigen Lebens nur dann vorantreiben können, wenn wir sie auf fundamentalere Weise stellen.
Das Promotionsvorhaben wird von Frau Professorin Andrea Kern betreut.
Zur Person
Kants endlicher Denker. Eine systematische Analyse rationalistischer Einflüsse in Kants theoretischer und praktischer Philosophie
Wie ist endliches Denken möglich? Die Brisanz, die in dieser Formulierung steckt, wird in Debatten der angloamerikanischen analytischen Philosophie gerne verschleiert. Auch zeitgenössische Beiträge, die explizit den Einsichten Kants Raum geben wollen, für dessen Projekt diese Frage zentral ist, deklinieren lediglich die Transzendentale Analytik durch, um nüchtern eine Objektbezogenheit zu attestieren. Dabei bestimmt Kants Verhältnis zu dieser Frage seine ganze Philosophie und die Form seines Transzendentalen Idealismus. Es ist das Ziel meines Dissertationsprojekts herauszuarbeiten, welche Bedeutung endliches Denken für Kants theoretische Philosophie und praktische Moralphilosophie hat. Meine These ist, dass Kants Formulierung dieses Begriffs zu Spannungen in seiner Philosophie führt, die innerhalb des kantischen Rahmens nicht aufzulösen sind.
Eine Analyse von zentralen Begriffen der Rationalisten erlaubt die Offenlegung desjenigen Gegenbegriffs, der auch implizit in Kants endlichem diskursiven Denker enthalten ist: der unendliche Intellekt. Dieser systematische Vergleich mit einem privativ endlichen Denkvermögen erhellt somit die Problematik, in der Kant sich befindet, und eröffnet zudem den Ausblick auf ein Grundanliegen des Deutschen Idealismus.
Menschen haben Bedürfnisse, wie andere Lebewesen auch. Doch was eigentlich sind Bedürfnisse? Die Frage, was Bedürfnisse sind, entscheidet, ob und wie Bedürfnisse in die Moralphilosophie und politische Philosophie Eingang finden können. Beantwortet werden muss, ob der Begriff des Bedürfnisses in einem gerechtigkeitsrelevanten Sinn verwendet werden kann. Folgt man klassischen Traditionen des Liberalismus, dann haben Bedürfnisse keinen gerechtigkeitsrelevanten Sinn. Folgt man dagegen neo-aristotelischen Theorien des guten Lebens, dann ist die Bezugnahme auf Bedürfnisse für den Gerechtigkeitsbegriff grundlegend. Meine Forschungsfrage wird sein: Wie müssen wir Bedürfnisse und deren Rolle im menschlichen Leben verstehen, damit die Bezugnahme auf Bedürfnisse einen gerechtigkeitsrelevanten Sinn haben kann?
Das Projekt ist dabei von der doppelten Annahme geleitet, dass weder diejenigen Positionen, die dem Begriff der Bedürfnisse jede Gerechtigkeitsrelevanz absprechen, noch diejenigen Positionen, die sie bejahen, dies bisher auf überzeugende Weise tun können. Der Grund, so möchte ich zeigen, liegt darin, dass beide Theorietraditionen - auf je unterschiedliche Weise - mit einem impliziten Begriff von Bedürfnissen arbeiten, von dem ich zeigen möchte, dass er unzureichend ist. Sie begreifen Bedürfnisse als etwas "Gegebenes", sei es natürlich oder kulturell. Dieses Verständnis werde ich kritisieren, indem ich in grundlegender Weise frage, was Bedürfnisse sind und in welchem Verhältnis sie zum menschlichen Leben stehen. Menschliche Bedürfnisse, so werde ich argumentieren, haben ihren Ort im Rahmen einer Lebensform, die als solche selbstbewusst ist. Dies, so möchte ich zeigen, schließt es aus, das Verhältnis zwischen dem menschlichen Subjekt und seinen Bedürfnissen als ein empirisches Verhältnis zu verstehen. Es ist vielmehr ein Verhältnis praktischen Wissens. Ein solch genuin selbstbewusster und praktischer Begriff von Bedürfnissen wird es uns ermöglichen, zu verstehen, wie Bedürfnisse in unserem praktischen und politischen Denken einen gerechtigkeitsrelevanten Sinn haben können. Die Arbeit wird sich drei Verwendungen des Bedürfnisbegriffs annehmen. Während im ersten Teil zwei geläufige Verwendungen innerhalb der zeitgenössischen politischen Philosophie - zum einen die Rawls‘/ Dworkins, zum anderen die Nussbaums - einer immanenten Kritik unterzogen werden, wird im zweiten Teil der Marxsche Bedürfnisbegriff untersucht. Letzter soll im Rückgriff auf Ansätze zeitgenössischer Theorien genuin selbstbewusster Lebensformen weiterentwickelt werden.