Das Projekt untersucht, wie gesellschaftliche Prozesse und persönliche Lebensführung zunehmend mit der Generierung und Auswertung großer Datenmengen verbunden sind. Immer mehr Bereiche des Lebens werden datafiziert – eine transnationale Entwicklung, geprägt von ungleichen Chancen, ökonomischen Interessen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Datenskandale wie Snowdens Enthüllungen oder Cambridge Analytica zeigen die globale Dimension der Datafizierung und verdeutlichen, dass Daten gesellschaftlich unterschiedlich bewertet und diskutiert werden, abhängig von Medien, Kontext und Zeit.

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Quelle: UPC School

Wie werden aggregierte Daten und neue datenbasierte Prozesse in den Medien geframed?

Das Projekt untersuchte, wie große Datenmengen und darauf basierende Prozesse medienkommunikativ gerahmt werden. Es rekonstruierte auf breiter Materialbasis in komparativer Perspektive das Framing von Big Data. Dabei wurden drei Ebenen miteinander verknüpft: Erstens wurden die Frames in professionellen Kommunikationsformen mit denen in partizipativen Kommunikationsformen verglichen. Die Einflussbeziehungen zwischen diesen redaktionell-journalistisch produzierten bzw. nutzergenerierten Frames wurden zweitens im Zeitverlauf nachvollzogen. Die Untersuchung dieser Prozesse erfolgte drittens im Ländervergleich von Deutschland, den USA und Südafrika.

Damit adressierte das Projekt drei wesentliche Leerstellen, um kulturelle Sinnstiftung im Kontext expansiver Datafizierungsvorgänge zu verstehen: Erstens erfasste es im Kommunikationsformvergleich das Repertoire an Deutungen von Big Data. Zweitens explorierte es im Zeitvergleich die dynamische Entfaltung des Diskurses über Big Data. Drittens diskutierte es im Ländervergleich die Varianz an Perspektiven auf Big Data.

Um die drei Forschungsziele zu erreichen, nutzte das Projekt ein Mehrmethodendesign. Die Kombination von Daten und Methoden erlaubte die komparative Erfassung von Medienframes und des zeitlichen Zusammenhangs von journalistischen und nutzergenerierten Beiträgen. Es umfasste die qualitative Voranalyse sozio-politischer Themen- und Darstellungsaspekte. Aufbauend darauf erfolgte die Erhebung der Pressetexte. Mit diesem Material wurden Schlüsselereignisse als solche Phasen induktiv identifiziert, in denen das Volumen an thematisch einschlägigen Artikeln signifikant zunimmt. Die so bestimmten Schlüsselereignisse dienten dann als Kriterium für das Sampling der nutzergenerierten Kommunikation. Im Anschluss erfolgte die manuell-inhaltsanalytische Erfassung der verbal und visuell manifestierten Frames im Korpus der Pressetexte und im Korpus der nutzergenerierten Kommunikate.

Im nächsten Schritt wurden die Diskurszusammenhänge zwischen beiden Korpora im Zeitverlauf exploriert. Im Ländervergleich wurden die Ähnlichkeiten und Unterschiede der Deutungen von und Diskurse um Big Data komparativ diskutiert.

Das Projekt erbrachte folgende drei Ergebnisse:

Erstens: Bestimmung des domänenspezifischen Repertoire an Medienframes um Big Data. Dabei berücksichtigt es deren multimodale, Text und Bild umfassende Konstitution in professionellen und partizipativen Kommunikationsformen.

Protokoll AP1
PDF 212 KB

Protokoll AP2
PDF 158 KB

XLS Tabelle zur Sampleaufschlüsselung und Datenziehung AP2
PDF 423 KB


Zweitens: Rekonstruktion der diskursiven Deutungsprozesse zu neuartigen Datenmengen und datenbasierten Prozessen. Es verfolgt die Entwicklung des Themas im Zeitverlauf.

Drittens: Herausarbeitung ländervergleichender Spezifika und Ähnlichkeiten in der Auseinandersetzung mit Big Data. Damit vertieft die komparative Analyse das Verständnis der sich entwickelnden gesellschaftlichen Beschäftigung mit dem diffusen Handlungsfeld Big Data und der Deutung der damit in Verbindung gebrachten Prozesse, Voraussetzungen, Folgen und Verantwortlichkeiten.

Protokoll AP3/4/5 Presse
PDF 548 KB

Protokoll AP3/4/5 UGC
PDF 136 KB

Zum Abschluss des Projekts fand am 1. und 2. Februar 2024 die Internationale Tagung „Big Data Discourses“ statt. Die Konferenz richtete ihr Augenmerk auf die mediale Rahmung von Big Data. Es ging darum zu klären, in welchen Öffentlichkeiten und durch welche Akteure das Thema diskutiert wird, welche Formen der Datennutzung und Datenaggregation angesprochen sind und wie sich der Diskurs über Big Data in politischen Entscheidungen niederschlägt.

Das Programm zur Tagung ist auf der Konferenzhomepage zu finden und im Book of Abstract. Der Sammelband zur Tagung soll im Frühjahr 2025 erscheinen.

Die Studie untersuchte die diskursiven Aushandlungsprozesse und die Nachrichtenframes zu Big Data mit Hilfe einer Inhaltsanalyse. Untersucht wurden Presseartikel aus drei Ländern: Deutschland, USA und Südafrika. Der Analysezeitraum erstreckte sich vom 1. Januar 2011 bis zum 31. Dezember 2020.

Folgende Artikel wurden bereits veröffentlicht:

Knorr, C., Wolter, M., & Pentzold, C. (2024). Whistleblower Memoirs: Deconstructing Data Consultants’ Insider Stories. Social Media + Society, 10(1). https://doi.org/10.1177/20563051231224730

Pentzold, C., & Knorr, C. (2023). When data became big: revisiting the rise of an obsolete keyword. Information, Communication & Society, 27(3), 600–617. https://doi.org/10.1080/1369118X.2023.2227673

 

Codebuch

Das Codebuch kann hier heruntergeladen werden.

 

Variablenbeiträge

Knorr, C., Pentzold, C., & Hallmann, T. (2024). Press Sections in Online Newspapers (Formats and Genre). DOCA - Database of Variables for Content Analysis, 1(2). https://doi.org/10.34778/2zx

Knorr, C., & Pentzold, C. (2024). Framing Devices. DOCA - Database of Variables for Content Analysis, 1(2). https://doi.org/10.34778/2zy

Knorr, C., & Pentzold, C. (2024). Cultural motifs (Framing). DOCA - Database of Variables for Content Analysis, 1(2). https://doi.org/10.34778/2zz

Knorr, C., & Pentzold, C. (2024). Causal Attributions (Framing). DOCA - Database of Variables for Content Analysis, 1(2). https://doi.org/10.34778/2zaa

Projektleitung

Prof. Dr. Christian Pentzold

Prof. Dr. Christian Pentzold

Universitätsprofessor

Medien- und Kommunikationswissenschaft
Zeppelinhaus
Nikolaistraße 27-29, Raum 5.05
04109 Leipzig

Telefon: +49 341 97 - 35701
Telefax: +49 341 97 - 35749

Projektmitarbeiterin

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Dr Charlotte Knorr

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Seit 2024 Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
Akademiestraße 7

80799 München

April 2021 bis März 2024

Das Projekt wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.