PD Dr. Beatrice Kobow

PD Dr. Beatrice Kobow

Privatdozentin

Institut für Philosophie
Geisteswiss. Zentrum
Beethovenstraße 15
04107 Leipzig

Kurzprofil

Seit 2018 bin ich Privatdozentin am Institut für Philosophie in Leipzig. Meine Forschungsschwerpunkte sind die Sozialontologie und die Sprachphilosophie. Gegenwärtig arbeite ich an einem feministisch-kritischen Projekt zur Neukonzeption des Oikos (Whose Lives Matter?) und an Fragen der Bedeutungspermanenz.

Als Gastdozentin unterrichte ich an den Universitäten Stockholm (Philosophy of the Social Sciences) und Salzburg. Im Rahmen des Arqus-Programms der Universität Leipzig lehre und forsche ich außerdem im Wechsel auch an den anderen Universitäten des Netzwerks.

Meine Lehre umfasst verschiedene Bereiche der Philosophie, Ästhetik, antike Philosophie, Philosophie des Geistes, Geschichte der Philosophie und Haltungsphilosophien.

Meine Habilitationsschrift – Der Sprung in die Sprache oder Denken als-ob, erschien 2019 beim mentis Verlag.

  • 2020
    Lecturer, Department of Philosophy, University of Salzburg
  • 2018/19
    Lecturer, Department of Philosophy, University of Stockholm
  • 2018
    Habilitation in Philosophy, Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie, University of Leipzig
    Der Sprung in die Sprache oder Denken als-ob, mentis, 2019
  • 2015
    Fellowship, Clare Hall, Cambridge, Department of Philosophy & Cambridge Social Ontology Group, Department of Economics
  • 2011-2017
    Dilthey-Fellowship der VW-Stiftung, Department Philosophie, University of Leipzig
  • 2010
    Research Stipend of the DAAD/MSH at EHESS / Institut Jean Nicod, Paris
  • 2008-2009
    Fellowship, Kulturwissenschaftliches Kolleg Konstanz, University of Konstanz
  • 2007-2008
    Assistant Professor,Universität Leipzig
  • 2006-2007
    Lecturer at the Department of Philosophy, University of California, Berkeley,Founding Member of the Social Ontology Research Group (BSOG) at Berkeley
  • 2005
    PhD in Philosophy, summa cum laude, University of Leipzig.
    See What I Mean – Understanding Films as Communicative Actions, mentis, 2007
  • 2004
    Visiting Student Researcher at the Department of Film and Rhetoric, UC Berkeley, sponsored by Prof. Kaja Silverman
  • 2002 – 2005
    Doctoral Research in Philosophy at the University of Leipzig, Advisor: Prof. Meggle, Field of Research: Language Philosophy, Aesthetics
  • 1999 – 2002
    Master of Fine Arts, Columbia University, New York
  • 1998 – 1999
    Scholar of the International Writing Program and student of poetry at the Iowa Writers’, Workshop at the University of Iowa
  • 1996 – 1998
    BA-studies in Philosophy and History at the University of Leipzig
zur Vergrößerungsansicht des Bildes: Cover des Bandes "Der Sprung in die Sprache oder Denken als-ob"
Beatrice Kobow, Der Sprung in die Sprache, mentis 2019.

Der Sprung in die Sprache – Die Konstitution des Selbst in einer sozialontologischen Analyse zwischen kulturellem Hintergrund und selbstreflexivem Cogito (Dr. Beatrice Kobow, Dilthey-Fellowship der Volkswagenstiftung)
Das Habilitationsprojekt untersucht, wie in der sozialontologischen Analyse von Gesellschaft ein relational verstandenes Konzept des Handlungsselbst verankert werden kann. Searle und Sartre nehmen beide den methodologischen Individualismus aus der kartesianischen Tradition als Ausgangspunkt, kommen aber zu verschiedenen Ergebnissen bei der Darstellung des Handlungsselbst. Die Ansätze werden aufeinander bezogen, und es wird gezeigt, wie sie sich durch wechselseitige Kritik befruchten und ergänzen. Wie können wir das Zusammenspiel von kulturell bedingtem, vorintentional disponiertem Selbst und dem selbstreflexiven Cogito eines sich als autonom begreifenden Handlungssubjektes theoretisch darstellen? Dies gelingt im Rekurs auf Sozialität in der Denkfigur des kollektiv konstituierten Als-Ob sozialer Tatsachen. Sie ist der gemeinsame Nenner der analytischen und existentialistischen Theorie des Selbst: Sie bildet die Grundstruktur der Handlungswelt des Selbst zwischen Selbsterleben und Selbsterzählen. In der Denkfigur des Als-Ob kann die soziale Ontologie des Individuums als Ermöglichungsstruktur begriffen werden.

 

The Leap into Language – The Constitution of Self in a Social Ontological Theory between Self-Reflexive Cogito and Cultural Background
In this project, I address the constitution of a self in a social-ontological framework. This includes questions concerning both substantive arguments about the self (such as the question of certainty raised by Wittgenstein) and formal concerns (such as the theoretical necessity of self-reflexivity).
Contrary to Hume’s famous dictum that the self is nothing but marbles (singular concrete impressions) without any bucket containing them, I argue that the perspective of a self joins first personal experience with third personal narration. A philosophical explanation of this perspective needs to show how individuals mediate between the self-reflexive cogito of intentional agency and the given determinants of a cultural background.
I use Hans Vaihinger’s The Philosophy of the As-If to re-introduce the idea of an as-if mode that informs our stance vis-à-vis our own knowledge and concepts (Kobow, How to Do Things with Fictions, forthcoming in Philosophy of the Social Sciences) This idea can fruitfully be employed in rethinking how agents understand deonticity, that is, rules as opposed to regularities, and how they themselves engage in rule-making in the form of declarations.
Vaihinger’s more recent reception in literary theory by Wolfgang Iser in The Fictive and the Imaginary asks what role the fictive and the imaginary play as mental categories. I investigate how a mental as-if stance is requisite for the emergence of deontic relations.
My research also touches upon the issue of meaning which can be described as realized in an individual mental as-if stance that is constituted collectively and works as a motive for the individual to act in society (Kobow, Editors’ Introduction in: Schmid, Schmitz & Kobow 2012). Recently, I have applied my research questions to the notion of akrasia in collective contexts (Kobow in: Schmid, Schmitz & Kobow 2012). My current research project also intersects with phenomenological and existentialist approaches by asking how language figures in our embodied existence.

 


Philosophie nach Georg Meggle zeichnet sich aus durch kommunikative Offenheit, durch begriffliche Unbestechlichkeit und durch ihr Engagement in der Welt.
Der Band verbindet die theoretischen und praktischen Aspekte der analytischen Philosophie: So sind die Essays zur Hälfte der theoretischen, meist sprach-analytischen, zur Hälfte der praktischen, meist praktisch-politischen Philosophie zuzuordnen. Die Texte vereint das Ideal des Strebens nach begrifflicher Klarheit und welthaltiger Relevanz, nach Dialog. Mit Beiträgen u.a. von: Franz von Kutschera, Peter Singer, Wolfgang Lenzen, Wolfgang Spohn, Reinhard Merkel, Rainer Hegselmann, Peter Rohs und Georg Meggle.

Ich frage danach, wie wir unser Leben ‚meistern‘. Es geht dabei vor allem um drei Aspekte:

  • Bedeutungen begreifen (zur Frage nach Bedeutungspermanenz, Regelfolgen und Sprache),
  • Handlungen verstehen (zur Frage nach dem Handlungsbegriff, nach den Grenzen der Intentionalität),
  • Welten erschließen (zur Frage nach handelndem Weltbezug, Realismus).

Mein Projekt ‚Whose Lives Matter? Der neue Oikos und der Ort der Philosophie in der heutigen Gesellschaft‘ leistet einen Beitrag zur feministischen Philosophie und soll helfen, die theoretische, aber vor allem auch gesellschaftliche Bedeutung der von mir mitbegründeten Forschungsrichtung einer neuen analytischen Sozialontologie zu stärken. Obwohl die Philosophie nicht die Putzfrau der Sprache sein kann (Plessner), so ist es doch ihre Aufgabe und Pflicht die philosophischen Begriffe, auf denen unsere Gegenwart gründet (z.B. Demokratie), zu verantworten, d.h. sie zu erklären und ggf. zu revidieren.

 

The overarching goal of my work is to understand and comprehensively reconstruct a ‘horizon of agency’ which accounts for the mediation of the first personal experience of agency and the third personal realm in which this agency is constituted.

I continue to work on (social) fictions and the role of imagination and memory. This contributes to the logical reconstruction of our knowledge of perspective. Collective perspective is what we need to understand in order to make sense of collective responsibility, of institutions, of rights and obligations. Especially cases such as gender and race, which are the subject matter of a non-ideal Social Ontology, benefit from this analysis.

My project of redefining the idea of the ‘oikos’ criticizes the devaluing of the familial and along with it the focus on individualism, and it instead establishes eudaimonia as a common goal and truth as means to reaching this goal.

Das Problem der Bedeutungspermanenz

Ich erkläre, ein anderer auch wird sich unser erinnern. Die Missverständnisse und Probleme des Verstehens, die sich durch Bedeutungsverschiebungen und mit wachsender Distanz zur gelebten Komplexität von Bedeutungskontexten ergeben, stehen uns beispielhaft vor Augen, wenn wir an die Übersetzung antiker Lyrik, wie z.B. der Verse von Sappho, denken. Können wir in (fremde) Lebenswelten eintreten? Je weiter wir uns annähern, desto genauer sichtbar werden in der Exegese einerseits die Lücken in der Überlieferung und das Stummbleiben des Sinns, dem ein Kontext fehlt, andererseits aber auch die Selbstverständlichkeit des rekonstruierenden Verstehens. Theoretisch betrachtet scheint das Rekonstruieren von Bedeutungen von der Kenntnis der Bedeutungskonventionen abzuhängen, die ein Text oder eine Rede bemühen. Es ist schwierig zu erklären, wie neue Bedeutungen geschaffen werden oder Bedeutungen überhaupt konstituiert werden, wenn sie doch so auf bereits vorhandene Bedeutungskonventionen aufbauen. Ist eine Antwort auf diese erste Frage formuliert, so kann man auch zu erklären versuchen, wie Bedeutungspermanenz über weit entfernte, kulturell unterschiedliche, phänomenal disparate Kontexte hinweg bestehen bleiben kann, in denen Konventionen durch Bedeutungsverschiebungen unerreichbar geworden sind.

Erkenntnistheorie: Semantische Krisen und Heuristische Fiktionen

Im ersten Teil werden zunächst klassische erkenntnisskeptische Topoi von Descartes bis Wittgenstein rezipiert. Es wird sich im Besonderen mit dem ‚Sprachschreck’ als einer Grundlage der Erkenntniskritik bei verschiedenen Philosophen auseinandergesetzt. In einem zweiten Teil wird die Idee der heuristischen Fiktion als möglicher Antwort auf die Erkenntnisskepsis beleuchtet.

  • Stockholms universitet & Institutet för Framtidsstudier, Stockholm (Asa Burman / Erik Angner)
  • Gemeinsinn, Universität Konstanz (Aleida & Jan Assmann)
  • Cambridge Social Ontology Group, University of Cambridge
  • Minds in Development USC Dornsife (Henrike Moll)
  • ARQUS-network (Leipzig, Granada, Lyon, Padua, Vlinius, Bergen, Graz)
  • Roma Tre (Rosaria Egidi)
  • Universität Salzburg