Wir stellen Ihnen die aktuellen Forschungsschwerpunkte und Projekte am Institut vor. Abgeschlosse Projekte finden Sie im Archiv weiter unten.
Aktuelle Forschungsprojekte
Projektbeschreibung
Aus der moralphilosophischen Literatur ist der Begriff des Bösen weitgehend verschwunden. Das liegt daran, daß diese Literatur das Gute als Norm versteht. Denn was eine Norm nicht erfüllt, ist wohl mangelhaft, aber nicht böse. Mit dem Bösen verschwindet die metaphysische Tiefe des Guten: In Normen, die unser Verhalten regeln, verhalten wir uns nicht zum Ganzen.
Es ist ein Protest gegen diese Verengung des Guten, wenn ein alles beherrschender Anthropozentrismus unserer Ethik beklagt wird. Doch ist die Klage selbst zu eng. Die Achtung nicht mehr nur vor dem Menschen, sondern vor allen empfindenden Wesen, ja, der Natur überhaupt soll uns die Regel des Handelns geben. Darin aber dezentriert sich der Mensch nicht. Zwar tritt im Inhalt ethischer Normen nun all dies auf. Der Mensch aber bleibt das Zentrum in dem grundlegenden Sinn, daß das Gute in Normen liegt, die den Menschen regulieren.
Daß der Gegenstand der Ethik Normen, Regeln, Gesetze sind, scheint so selbstverständlich, daß diese Idee nirgends thematisiert wird. Die Ethik insgesamt wird juridifiziert. Das hat durchgreifende politisch-praktische Bedeutung, und es hat Bedeutung für alle geisteswissenschaftlichen Unternehmungen, die einem im weitesten Sinn kritischen Impuls folgen, sofern nämlich der Normativismus ihren Horizont bildet. Das geplante Buch Gut und böse will dem Nachdenken über uns selbst neuen Raum öffnen, indem es diese Verengung aufbricht.
Der Grundgedanke von Gut und böse ist, daß sich im Bewußtsein des Bösen, grundlegender noch als in der Idee des Seins, das Ganze öffnet, und das, weil das praktische Denken nicht nur das Bewußtsein eines konträren Gegensatzes ist, eines so oder so, eine Wahl also, und gut oder schlecht. Vielmehr ist es das Bewußtsein eines kontradiktorischen Gegensatzes, eines ja oder nein, ein Widerspruch also, und gut oder böse. Damit zerbricht die Zentrierung auf mich selbst in eben dem letzten Gedanken, in dem ich mich selbst denke.
Das Buch entwickelt seinen Grundgedanken in drei Schritten. Der erste ist eine Kritik am Verständnis des ethischen „gut“ als Norm und der zugehörigen Idee des Schlechten als eines Mangels. Der zweite Schritt diskutiert den Versuch Kants und einiger neuer Autoren, das Böse als kontradiktorischen Gegensatz zu bestimmen, so aber, daß das praktische Bewußtsein des Guten diesen Gegensatz nicht in sich aufnimmt. Der dritte Schritt schließlich erkundet ein Verständnis von „gut“, in dem es Bewußtsein eines kontradiktorischen Gegensatzes ist und eben darin das, was ich bin. Durch die drei Schritte verwandelt sich das ethische Verhältnis zum anderen. Im ersten ist es Lob und Tadel, im zweiten Mitleid und Sorge, im dritten Vergebung und Liebe.
Das Forschungsprojekt wird über ein Opus-Magnum-Stipendium der VolkswagenStiftung finanziert, welches an Professor Sebastian Rödl für die Dauer von 18 Monaten (2023-2025) verliehen wurde.
Opus magnum
Projektbeschreibung
Der Mensch ist ein Tier. Eine ehrwürdige Tradition geht jedoch davon aus, dass er nicht nur ein Tier ist; dass der Mensch sich also grundlegend von den anderen Tieren unterscheidet. Doch was macht diesen Unterschied aus? Liegt der Unterschied in einem bestimmten Merkmal? Dieses Merkmal kann nur in einer Fähigkeit bestehen, also in etwas, das Menschen können und die anderen Tiere nicht. Verschiedene Kandidaten sind vorgeschlagen worden: die Fähigkeit zur Sprache, zur Kooperation, zum Werkzeuggebrauch usw. Der Kandidat, der in der Tradition die meisten Anhänger gefunden hat, ist: die Vernunft.
Diese Herangehensweise hat jedoch ein grundlegendes Problem. Egal, welcher Kandidat vorgeschlagen wird, es finden sich immer wieder Tierarten, die Verhaltensweisen an den Tag legen, die den Besitz von etwas nahelegen, das der betreffenden Fähigkeit sehr nahekommt. Was folgt daraus? Sollten wir die Idee eines tiefen Unterschiedes zwischen dem Menschen und den anderen Tieren aufgeben? Assimilationalisten ziehen diese Konsequenz. Sie glauben, dass sich der Mensch bestenfalls im Grad der Ausprägung bestimmter Fähigkeiten von den anderen Tieren unterscheidet, aber nicht grundlegend. Darauf besteht nun gerade (eine bestimmte Gruppe) derjenigen, die an der Idee eines tiefen Unterschieds festhalten. Diese Differentialisten verorten den grundlegenden Unterschied von Mensch und anderen Tieren in der bestimmten Weise, wie Menschen ihr Leben führen, nämlich geleitet von Gründen, aus Vernunft. Für diese Theoretiker stellt sich jedoch die Frage, wie genau diese besondere Fähigkeit der Vernunft zu den tierischen Fähigkeiten hinzutritt. Es ist wiederholt argumentiert worden, dass das mysteriös bleibt. Ein Ausweg bestünde darin, die Vernunft nicht als eine weitere Fähigkeit zu betrachten, die zu tierischen Fähigkeiten hinzutritt, sondern als die besondere Form, die tierische Fähigkeiten im Menschen annehmen. Die Differenz des Menschen gegenüber den anderen Tieren liegt dann in der Weise, wie die Fähigkeiten des Menschen eine Einheit bilden. Das unterscheidet sich beim Menschen grundlegend von der Art und Weise, wie tierische Fähigkeiten eine Einheit bilden.
Die Arbeitshypothese des Projekts lautet daher, dass Vernunft keine weitere Fähigkeit ist, die beim Menschen dessen tierische Fähigkeiten ergänzt und die den anderen Tieren fehlt; sie ist vielmehr die Form, die menschliche Fähigkeiten im Gegensatz zu denen der anderen Tiere haben.
Leitung des Forschungsprojekts
Mitarbeitende
Das Forschungsprojekt wurde von 2012 bis 2014 von Prof. Andrea Kern und Prof. Henrike Moll (University of Southern California, USA) geleitet und vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) gefördert.
Mitarbeitende in dem Projekt: Dr. Detlef von Daniels, Dr. Anna Flocke, Dr. Rebekka Gersbach, Dr. Jonas Held und Christian Kietzmann.
Das Forschungskolleg für Analytischen Deutschen Idealismus der Universität Leipzig, auch FAGI genannt (Forschungskolleg Analytic German Idealism) bildet den Dreh- und Angelpunkt eines international ausgerichteten Netzwerks für Philosophie und wird gegenwärtig durch James Conants Humboldt-Projekt finanziert.
Das Forschungskolleg vereint die analytische Philosophie mit dem Deutschen Idealismus – verstanden sowohl als historisch verwurzelte Denktraditionen und als zeitgenössische Formen aktueller, philosophischer Forschungspraxis – in dreierlei Weisen. Zunächst erleichtert es den Dialog zwischen den Forschenden, die sich mit klassischer, deutscher Philosophie beschäftigen und denen, die innerhalb der Tradition der analytischen Philosophie arbeiten. Zweitens ermöglicht das Kolleg eine historisch ausgerichtete Untersuchung sowohl des gemeinsamen Ursprungs, der Annäherungsphasen, als auch der aktuellen Formen von Zusammenführungen beider Traditionslinien. Drittens – und das ist der wichtigste Punkt – bietet es einen Ort, um die Einflüsse beider philosophischer Richtungen aufeinander zu ergründen, vor allem wie sie sich in den Arbeiten derjenigen zeitgenössischen Philosophen auf beiden Seiten des Atlantiks niederschlagen, die sich einer eindeutigen Einordnung in eine der beiden Traditionen verwehren.
Leitung des Forschungskollegs
Die Arbeitsgruppen des Leipziger Forschungszentrums für frühkindliche Entwicklung sind die zentralen Forschungseinheiten des LFE. Sie bestehen aus interdisziplinären Teams junger WissenschaftlerInnen aus den Erziehungswissenschaften, der Psychologie, Philosophie, Biologie, Anthropologie und den Kognitiven Neurowissenschaften.
Kontakt
Der Internationale Arbeitskreis zu Hegels Naturphilosophie besteht seit dreißig Jahren. Er arbeitet unter der Leitung von Prof. Wolfgang Neuser (Kaiserslautern) und Prof. Dieter Wandschneider (Aachen). Der Arbeitskreis trifft sich jährlich mit dem Ziel, die Forschungen seiner Mitglieder zu Hegels Naturphilosophie bzw. zur Naturphilosophie überhaupt zu präsentieren und so ins philosophische Bewusstsein zu bringen. Die Proceedings erscheinen weiterhin im Verlag Königshausen & Neumann.
Seit 2011 war das Institut für Philosophie der Universität Leipzig mehrmals Gastgeber des Arbeitskreises. Die jährlich stattfindenden Tagungen des Arbeitskreises werden u. a. von Mitgliedern des Institut für Philosophie Prof. Pirmin Stekeler-Weithofer und Prof. Nikolaos Psarros mitorganisiert und unterstützt. Die Beiträge der Tagungen werden veröffentlicht. Die Tagungen nach 2011 sind in mehrern Bänden erschienen, u. a.: Peter Heuer, Wolfgang Neuser, Pirmin Stekeler-Weithofer: Der Naturbegriff in der Klassischen Deutschen Philosophie, Würzburg: Königshausen & Neumann 2013 und Pirmin Stekeler-Weithofer, Wolfgang Neuser: Die Idee der Natur. Analyse, Ästhetik und Psychologie in Hegels Naturphilosophie, Würzbug: Königshausen & Neumann 2022.
Der Arbeitskreis Historische Friedensforschung will dazu beitragen, das Problem des Friedens in all seinen historischen Dimensionen zu erforschen. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die historische Analyse derBemühungen zur Verhinderung von Kriegen, zur Einschränkung innergesellschaftlicher Gewalt, zur friedlichen Austragung von Konflikten und zur Entwicklung eines dauerhaften Friedens. Dem liegt keine verbindliche Definition des Friedensbegriffs zugrunde. Der Arbeitskreis vereint daher vielfältige Positionen, Ansätze und Interessen.
Die Sozialontologie ist ein neues und rasch expandierendes Gebiet der modernen Philosophie. Sie untersucht die Frage, ob soziale Erscheinungen und Phänomene einen eigenständigen ontologischen Status aufweisen, wie dieser zustande kommt und ob man diese Phänomene und Erscheinungen in eine logisch-begriffliche Ordnung bringen kann.
Die AG Sozialontologie tagt während des Semesters einmal monatlich im Rahmen des Oberseminars von Prof. Dr. Nikos Psarros. Zu den Sitzungen werden in regelmäßigen Abständen externe Referenten eigeladen.
Abgeschlossene Forschungsprojekte
Projektbeschreibung
Die Geschichte der Logik ist weitaus vielschichtiger, als gemeinhin angenommen wird: Geläufig sind Bezeichnungen wie "aristotelische" bzw. "traditionelle Syllogistik" und "klassische" bzw. "moderne Logik". Wir wollen unsere Augenmerk aber u.a. auch auf die Logiken von Leibniz, Fichte und Schopenhauer, die indischen und die nichtklassischen Logiken sowie den logischen Empirismus legen. Sie alle bringen unterschiedliche Sichtweisen auf den Begriff der Logik wie auch auf die Logik der Begriffe hervor.
Hierzu veranstalten wir die Tagung
"Begriffe der Logik – Logik der Begriffe"
vom 7.-9.10.2021
im Hörsaal 015, Haus 5,
Marschnerstr. 29e, 04107 Leipzig.
Redner*innen: Lucas Amaral (São Paulo), Claudia Anger (Hagen), Philipp Leon Bauer (Wien), Zara Berrueta (Paris), Raphael Borchers (Leipzig), Maria Beatrice Buonaguidi (London), Christian Damböck (Wien), Michal Dobrzański (Warschau), Eva-Maria Engelen (Konstanz), Elena Ficara (Paderborn), Eli Franco (Leipzig), Julia Franke-Reddig (Leipzig), Natascha Gruver (Wien), Jonas Held (Leipzig), Jens Lemanski (Hagen), Martin Lemke (Rostock), Marko Malink (New York), Jan Masurczak (Leipzig), Ingolf Max (Leipzig), Alfred Olszok (Leipzig), Volker Peckhaus (Paderborn), Valentin Pluder (Siegen), Jan Podacker (Duisburg/Essen), Nikolaos Psarros (Leipzig), Monja Reinhart (Paderborn), Christopher Roser (Berlin), Shafie Shokrani (Siegen), Lucas Skiba (Hamburg), Friedrich Stadler (Wien), Niko Strobach (Münster)
Die Veranstaltung wird gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung (Programm "Zuschüsse zu kleinen wiss. Tagungen", Antrag von Frau Franke-Reddig & Herrn Borchers) und der FernUniversität Hagen (PD Dr. Jens Lemanski).
Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen, an der Tagung teilzunehmen. Eine vorherige Anmeldung zur Teilnahme als Gasthörer*in wird erbeten. Eine Teilnahmegebühr wird nicht erhoben.
Leitung des Forschungsprojekts
Mitarbeitende
Für aktualisierte Informationen siehe:
www.facebook.com/BegriffeDerLogikDerBegriffe
blog.fernuni-hagen.de/euler-venn-diagrams/tagung-summer-school-21
Projektbeschreibung
Das übergeordnete wissenschaftliche Projektziel der beiden Forschergruppen an den philosophischen Instituten der Pontifícia Universidade Católica de São Paulo [„Grupo de Pesquisas das Origens da Filosofia Contemporânea“ um Prof. Dr. Mario Ariel Gonzáles Porta (https://www.pucsp.br/origens-da-filosofia-contemporanea)] und der Universität Leipzig [Leitung Prof. Dr. Max] besteht in der vielschichtigen, historisch-systematischen Untersuchung der Ursprünge der zeitgenössischen Philosophie im aktuellen Spannungsfeld zwischen analytischer und kontinentaler – insbesondere phänomenologisch-hermeneutischer – Philosophie. Wir thematisieren sowohl die Bezugnahme auf gemeinsame Wurzeln in der wissenschaftlichen Umbruchphase des 17. Jh. als auch die präzise Verortung der mit Ende des 19. Jahrhunderts einsetzenden, zunächst bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts reichenden und darüber hinaus bis in die heutige Zeit ausstrahlenden Kontroverse um philosophische Paradigmen im Kontext wissenschaftlicher und sozialer Veränderungen.
Das Forschungsprojekt wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) über das Programm des projektbezogenen Personenaustausches mit Brasilien von 2020 bis 2021 gefördert.